Transaktionsanalyse nach Eric Berne

überarbeitet im März 2022

Du willst Kommunikation besser verstehen? Du möchtest gern wissen, warum wir uns manchmal eher wie kleine Kinder benehmen oder wie strenge Eltern, obwohl wir gerade im Berufsalltag sind? Dann lies hier mehr zu den Hintergründen.

Kommunikation besser verstehen

In der Kommunikation geht es ja bekanntlich um den Austausch von Nachrichten von Sendern und Empfängern. Diese Beteiligten sind immer mit drei sogenannten Ich-Zuständen anwesend, die auch die Persönlichkeit ausmacht. Es gibt ein Eltern-Ich, ein Erwachsen-Ich und ein Kind-Ich. Was diese alle genau ausmacht, kannst du hier nachlesen.

Transaktionsanalyse

In der Transaktionsanalyse (TA) schaue ich mir die Kommunikation der beteiligten Personen an und analysiere, wer sich in welchem Zustand befindet und erkläre damit das Verhalten der Beteiligten. Es ist somit ein Tool zum Beschreiben und Analysieren von Kommunikationsprozessen. Es erklärt also, warum sich jemand gerade so verhält, wie er oder sie es gerade tut.

Die TA setzt sich aus verschiedenen Teilen zusammen, eins davon ist das Strukturmodell mit den drei Ich-Zuständen. Auf die Analyse der Psycho-Spiele und der Drehbücher gehe ich nicht ein, ich möchte mich in diesem Blogbeitrag lediglich auf die Transaktionsanalyse fokussieren.

Mein Ziel ist es, dir einen Überblick zu geben und dich für die Prozesse zu sensibilisieren, die in Gesprächen ablaufen.

Typische Äußerungen aus den einzelnen Ich-Zuständen

Was ist nun typisch für die einzelnen Ich-Zustände, woran kannst du sie festmachen?

Eltern-Ich

Das Eltern-Ich wird unterteilt in kritisch und fürsorglich.

Typische Äußerungen für die kritische Variante sind beispielsweise:

„Das macht man so!“, „So geht das doch nicht!“ oder auch „Was werden denn die anderen sagen?“.

Das fürsorgliche Eltern-Ich fragt beispielsweise folgendes:

  • „Hast du Schmerzen?“
  • „Kann ich dir helfen?“
  • „Hast du dir da auch genügend Gedanken dazu gemacht?“

Diese Ich-Zustände sind nicht nur verbal zu erkennen, sondern auch non-verbal. Körpersprachliche Hinweise können zum Beispiel einerseits ein erhobener Zeigefinger oder auch die hochgezogene Augenbraue sein. Andererseits könnten es auch ein Naserümpfen oder auch verschränkte Arme sein. Jemanden in die Arme zu nehmen oder auch den Kopf zu streicheln, kann ein Ausdruck für das fürsorgliche Eltern-Ich sein.

Dabei sind diese Deutungen nicht als absolut zu verstehen. Nicht jeder, der die Arme verschränkt oder die Nase rümpft, muss sich gerade in diesem Zustand befinden. Gemeinsam betrachtet mit dem Gesagten und dem Kontext, kann dies jedoch Aufschluss geben. Doch auch am Arbeitsplatz erlebst du immer wieder Menschen, die sehr fürsorglich sind, denn hier geht es ja nicht nur um Körperkontakt. Bestimmt hast du auch eine Kollegin oder einen Kollegen, wo das zutrifft.

Das sind die Menschen, die nicht nur in Gesprächen Unterstützung anbieten, sondern auch so unterstützend sind. Sie fragen nach, wie es deinem vorher kranken Kind geht, schauen, dass du auch einen Kaffee abbekommst oder bringen dir was mit, wenn sie in der Pause in den Supermarkt gehen.

Meine Vermutung wäre, dass das auch mit dem Persönlichkeitstyp zusammenhängt. Denn dieser Ich-Zustand macht ja auch die Persönlichkeit aus, wenn er stark ausgeprägt ist. Hier gibt es also einen Zusammenhang mit dem DISG-Modell und dem stetigen Persönlichkeitstyp. Dieser ist nämlich auch sehr auf Harmonie bedacht und kümmert sich viel um sein Umfeld (siehe auch Linkliste).

Erwachsenen-Ich

Das Erwachsenen-Ich fokussiert sich auf den sachlichen Inhalt. Fragen gehen oft in diese Richtung:

  • „Wie funktioniert das?“,
  • „Wie viel kostet das?“
  • „Was sagt der Experte dazu?“

Auch Äußerungen wie „Das passt hier hinein…,“ „Die Ergebnisse zeigen…,“ oder „laut Statistik…“ gehören zu diesem Ich-Zustand, der sich auf ZDF fokussiert, also auf Zahlen, Daten und Fakten.

Neben diesen Formulierungen gibt es auch körpersprachliche Hinweise. Dazu gehören unter anderem eine eher nachdenkliche Gestik und Mimik wie den Finger an die Nase zu legen, die Fingerspitzen zusammen zu führen oder auch geduldiges Zuhören (Kopf schräg).

Menschen, die in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf bewahren, nicht ausfallend werden, nicht lauter werden, sondern wirklich neutral nachfragen, befinden sich höchstwahrscheinlich im Zustand des Erwachsen-Ichs.

Kind-Ich

Woran erkenne ich sprachlich und non-verbal das Kind-Ich? Hier befinden wir uns in einem Zustand von „ich bin okay“ oder auch „ich bin nicht okay“ (vergleiche Literatur von Thomas A. Harris: Ich bin o.k. – Du bist o.k.: Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können – Eine Einführung in die Transaktionsanalyse).

Gesagt werden Sätze in dem Tenor von:

  • „Das gefällt mir/nicht!“,
  • „Das ist meins!“
  • oder auch „Ich kann das viel besser.“

Das natürliche Kind-Ich ist ausgelassen, es hüpft, tanzt, lacht und ist neugierig.

Das trotzige Kind-Ich schmollt, stampft mit dem Fuß auf oder ist beleidigt.

Die angepasste Variante weint beispielsweise, lässt sich zu viel gefallen und setzt zu wenige Grenzen.

Transaktion?

Das Austauschen einer Nachricht wird als Transaktion bezeichnet. Für die Analyse der Beziehungsebene der Kommunikation, die sich dann als Transaktionsanalyse bezeichnet, können wir uns nun Sender und Empfänger mit jeweils drei Kreisen vorstellen.

Wir schauen uns also an, aus welchem Ich-Zustand der Sender kam und aus welchem Ich-Zustand der Empfänger reagiert.

Transaktionsanalyse Transaktion Beispiel

Bei dieser Visualisierung könnte es sich um folgendes Beispiel handeln:

Die Äußerung „Was hast du denn da gemacht?“ wird als kritisches Eltern-Ich empfunden. Die Reaktion vom Empfänger kommt aus dem trotzigen Kind-Ich: „Wieso? Das habe ich doch schon immer so gemacht!“

Man kann die Äußerung auch sachlich neutral aufnehmen und mit einer Reaktion aus dem Erwachsenen-Ich antworten.

Das könnte dann so klingen:

  • „Ich habe x mit y kombiniert…“
  • „Was meinst du?“
  • „Was genau möchtest du wissen?“

So könnte also das Erwachsenen-Ich klingen, das auf der Sachebene bleibt und sich auf Zahlen, Daten und Fakten konzentriert.

Häufige Kombinationen in der Transaktionsanalyse

Hier gebe ich dir jetzt einige Beispiele, was typisch ist in der Kommunikation und im Verhalten.  Also was machst du beispielsweise in Bezug auf die Kommunikation, wenn du dich in einem speziellen Ich-Zustand befindest? Denke aber bitte daran, dass diese Zustände ja nicht nur unsere Kommunikation, sondern auch unser Verhalten an sich beeinflussen. So ist nicht alles immer nur in Gesprächen anzusiedeln. Auch jemandem einen Tee bringen oder ähnliches kommt aus dem fürsorglichen Eltern-Ich und muss nicht mit einem bestimmten Satz begleitet werden. Deswegen ist die Liste hier etwas gemischt.

Eltern-Ich zu Eltern-Ich:

gemeinsam kritisieren, bemängeln, sorgen

Erwachsenen-Ich zu Erwachsenen-Ich:

gemeinsam Fakten austauschen, analysieren, Problemlösung, Fachsimpelei

Kind-Ich zu Kind-Ich:

gemeinsam freuen, spielen, bekämpfen, entdecken, trotzen, angeben

kritisches Eltern-Ich zu Kind-Ich:

den anderen kritisieren, bemängeln, drohen

fürsorgliches Eltern-Ich zu Kind-Ich:

versorgen, helfen, trösten, lieben

Kind-Ich zu Eltern-Ich:

entschuldigen, um Verzeihung/Liebe/Anerkennung bitten

Was bringt dir die Transaktionsanalyse?

Oft wundern wir uns, warum wir uns trotz des fortgeschrittenen Alters noch so benehmen, wie wir es als Kind gewohnt waren. Das kann daran liegen, dass wir auf eine Aktion aus dem Eltern-Ich aus unserem Kindheits-Ich reagieren. Die Transaktionsanalyse hilft uns also, dieses Verhalten zu verstehen.

Schließlich besitzen nicht nur wir, sondern auch unsere Mitmenschen, diese drei Instanzen. Ziel sollte es im beruflichen Kontext sein, angemessene Reaktionen zu finden, die aus allen Ich-Zuständen kommen können. Letztlich geht es darum, dass das ausgewogen ist und zur Situation passt. Nicht immer macht es Sinn, nur sachlich zu sein. Auch Fürsorge kann passen oder eben auch nicht. Wenn du merkst, in welchem Zustand du gerade bist, kannst du dich dafür sensibilisieren. Du kannst versuchen, nachzujustieren, also gezielt das Erwachsenen-Ich „aufzurufen“.

Wie nutze ich die Transaktionsanalyse?

Ich finde dieses Wissen sehr wichtig, um die Kommunikation um mich herum besser zu verstehen, denn ich erlebe Konflikte ja überall, egal, ob es nun beim Training ist oder auch privat.

In meiner Familie geht es oft hoch her und ich rutsche dann oft ins das angepasste Kindheits-Ich. Das nervt mich aber, denn ich fühle mich nicht mehr so, wie es damals war, als ich noch ein kleines Kind war, das dringend Schutz brauchte. Ich weiß ja nun, wie ich damit umgehen kann, dass diese Menschen so anders ticken als ich.

Hier stimme ich mich im Vorfeld drauf ein und hole mir mein Erwachsenen- Ich, damit ich neutraler bin und mich eher auf Sachliches fokussiere. Das will ich dir jetzt gar nicht empfehlen, denn das musst du für dich pro Situation entscheiden. Für mich fühlt sich das so auf jeden Fall besser an. Für mich ist das eine Form der positiven Selbstmanipulation ;).

Fazit zur Transaktionsanalyse

Durch das Bewusstmachen dieser Prozesse kann es uns leichter fallen, angemessen zu reagieren. Selbst wenn wir in dem Moment (emotional) nicht in der Lage dazu sind, können wir gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt das Gespräch wieder aufnehmen und es sachlich zu Ende führen. Je öfter wir üben, im Erwachsenen-Ich zu sein und angemessen zu reagieren, desto leichter wird es. Wobei das jetzt nicht heißen soll, dass das Erwachsen-Ich das beste ist.

Alle Anteile sind wichtig und haben ihre Funktion. Und wenn dein Gegenüber gerade in einem kindlichen Modus gefangen ist, kann es sehr gut sein, dass es das fürsorgliche oder strenge Eltern-Ich braucht.

Alles Liebe und viel Erfolg

deine Susanne

P.S.: Du möchtest dich gern intensiver mit Kommunikation beschäftigen? Dann geht es hier zum job-begleitenden Programm, zu den internen Seminaren und zum Business Coaching. 

Mehr zum Thema zum Lesen und Anhören

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Susanne Lorenz
Susanne Lorenz

Ich habe mich als Kommunikationstrainerin, Buchautorin und Business Coach auf Führungskräfte spezialisiert, nachdem ich im Anschluss an mein Germanistikstudium selbst mehrere Jahre als Managerin Erfahrungen gesammelt habe. Gewaltfreie Kommunikation ist meine Leidenschaft. Meine Vision ist, dass Menschen am Arbeitsplatz mehr miteinander statt übereinander reden und konstruktiv ansprechen, was sie stört.

Mit meinen Coachings und Trainings erhöhe ich die Transparenz und Wertschätzung in Unternehmen. Mein Blog www.wirksam-kommunizieren.de dreht sich um erfolgreiche Kommunikation im Berufsalltag.

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