Umgang mit dem inneren Kritiker: wie selbstkritisch bist du?

Wie ist dein Umgang mit dem inneren Kritiker? Bist du ständig dabei, dich selbst zu kritisieren? Würdest du das gern ändern? Erfahre hier mehr darüber, wie du weniger selbstkritisch wirst.

Besser mit starker Selbstkritik umgehen

Wenn du dich häufig selbst kritisierst, kann es daran liegen, dass du einen sehr aktiven inneren Kritiker hast. Doch wo kommt der eigentlich her und wozu ist er da?

Ursprung innerer Kritiker

Der innere Kritiker begleitet uns das ganze Leben. Diese innere Instanz startet, wenn wir ein bis zwei Jahre alt sind, also noch sehr jung. In der Kindheit hat er sich entwickelt, denn er sollte uns vor Kritik anderer schützen.

Er hatte somit eine Schutzfunktion als wir noch klein waren. Diese brauchen wir jedoch als Erwachsene nicht mehr, denn nun können wir uns ja auch selbst schützen und verteidigen gegen Kritik von außen.

Dennoch ist oft unser Umgang mit dem inneren Kritiker als erwachsene Person schwierig. Besonders, wenn diese kritische innere Stimme sehr stark ausgeprägt ist.

Je stärker der innere Kritiker ist, desto schwieriger wird es, mit ihm angemessen umzugehen.

Den inneren Kritiker hat jeder, doch er ist nicht bei jedem gleich stark ausgeprägt.

Bei manchen Personen geht es auch in die andere Richtung. Was meine ich damit? Die kritische innere Stimme ist sehr gering ausgeprägt. Menschen, bei denen das der Fall ist, überschätzen sich und ihre Leistung oft.

Was ist der innere Kritiker?

Der innere Kritiker ist eine Stimme in deinem Kopf, die alles stets bewertet. Er ist wie ein kleiner Teufel, der auf deiner Schulter sitzt und alles begutachtet. Nichts ist gut genug. Alles muss perfekt sein.

Dieser kleine Mistkerl ist ein Perfektionist, ein Antreiber, der immer alles besser weiß und sich auch in allem wunderbar auskennt.

Das Dumme ist auch, dass, wenn er stark ausgeprägt ist, er auch die Kritik anderer Leute anzieht. Das heißt, der innere Kritiker kritisiert dich und andere tun das noch zusätzlich, setzen also noch etwas drauf.

Bei allem und jedem Kleinkram kommt diese Stimme, die sagt:

„Das kannst du besser, warum hast du dich da nicht mehr angestrengt?“

„Ist das dein Ernst, sind das wirklich 100 % für dich?“

oder auch

„100%? Da geht doch noch mehr!?“

Der innere Kritiker und die Auswirkungen

Ist diese kritische innere Stimme stark ausgeprägt, hast du einen Leidensdruck, weil dich diese Stimme ständig nervt. Der Umgang mit dem inneren Kritiker fällt dir also sehr schwer, denn er belastet dich enorm.

Wenn du dagegen nichts tust, dann kann er dir das Leben wirklich schwer machen.

Er macht dir das Leben schwer,

weil du für alles ewig brauchst und trotzdem mit dem Ergebnis nie zufrieden bist. Du sitzt beispielsweise 5 Stunden an deiner PowerPoint Präsentation, für die andere vielleicht drei Stunden brauchen.

weil du ständig ein noch besseres Design suchst und glaubst, immer wieder nach Fehlern suchen zu müssen.

weil du alles doppelt und dreifach checkst. Denn du kannst es nicht ertragen wenn irgendwo ein „Fehler“ steckt. Es könnte ja sein, dass auf einer der Folien eine andere Schriftgröße ist als auf den anderen…

Du glaubst Lob und Komplimenten nicht

Komplimente und Lob von anderen kannst du nicht genießen oder gar annehmen. Schließlich denkst du, die anderen haben ja eh nicht deine Ansprüche und zählen also nicht.

Die Komplimente von denen sind nichts wert. Doch das Anstrengende ist ja, dass der Druck immer da ist und dass du viel Zeit und Energie in Aufgaben steckst, die du auch schneller erledigen könntest.

Es kann jedoch auch sein, dass es dazu führt, dass du gar nicht mehr einschätzen kannst, wann es wichtig wäre, 100 % zu geben und wann 80% ausreichen.

Auswirkungen auf dein Selbstbild

Hast du keinen angemessenen Umgang mit dem inneren Kritiker,  hältst du dich selbst klein und siehst auch deine Erfolge nicht.

So zweifelst du viel an dir und siehst auch deine Stärken nicht. Dein Fokus ist ganz klar auf deinen Schwächen, die für andere Menschen wahrscheinlich gar keine Schwächen wären.

Egal wie erfolgreich du bist, das überzeugt dich nicht!

  • Du bist zwar Führungskraft, doch denkst dir, das hätte ich auch schon früher erreichen können.
  • Zwar hast du schon fünf Kilo abgenommen, doch es könnten ja auch zehn sein.
  • Zwei tolle neue Bewerber hast du gefunden, das könnten ja auch drei sein…

Du kannst die Liste in Gedanken bestimmt gut weiterführen ;).

Gesundheitliche Auswirkungen bei zu viel Selbstkritik

Kritisierst du dich ständig und bist du nie zufrieden mit dir und deiner Leistung, hat das auch Auswirkungen auf deine Gesundheit.

Zum einen macht dich das ständige Kritisieren unzufrieden. Zum anderen stresst dich das permanent.

Zu viel Stress ist schädlich für dich und deinen Körper. Ich behaupte nicht, dass jeder, der einen starken inneren Kritiker hat, krank wird.

Doch die Wahrscheinlichkeit ist hoch, wenn der kleine Mistkerl sehr stark ausgeprägt ist und das über einen längeren Zeitraum. Das solltest du dir nicht antun!

Böser innerer Kritiker?

Es geht mir nicht darum, zu sagen, dass der innere Kritiker an sich schlecht ist.

Nein, natürlich ist es gut, wenn er dich in den richtigen Momenten innehalten lässt und du nochmal deine Leistung überprüfst.

Doch das sollte nur dann sein, wenn es auch wirklich wichtig ist. Und nicht immer und ständig!

Erinnere dich auch daran, wozu die kritische innere Stimme eigentlich da ist:

Die nervige kleine Stimme will dich ja beschützen vor Kritik von außen. Schutz ist ja an sich  etwas Gutes. Doch die gute hilfreiche Funktion ist nicht mehr vorhanden, wenn zu viel Stress entsteht.

Kontrollierter Umgang mit dem inneren Kritiker

Wie wäre es für dich, wenn du die Kontrolle zurück bekommen könntest über diesen kleinen Quälgeist? Gut?

  • Kannst du dir vorstellen, wie viel entspannter dein Leben wäre?
  • Wie viel mehr Zeit du hättest?
  • Wie du entspannter mit Kritik umgehen könntest?

Dann kommen hier ein paar Tipps dazu:

1. Gestehe es dir bewusst ein

Mach dir bewusst, dass der innere Kritiker bei dir stark ausgeprägt ist und dass dich das nervt. Sage dir immer wieder, dass du ihn nicht mehr ständig brauchst und alt genug bist, um dich selbst zu beschützen.

2. Visualisiere den inneren Kritiker

Das kann ein kleines Teufelchen sein, so wie bei mir. Das kann aber auch etwas Abstraktes sein.

Jedenfalls ist es hilfreich, wenn du dir ein passendes Bild vorstellst. Ist es eine Figur, kannst du ihm/ihr auch einen Namen geben.

3. Übernehme die Kontrolle

Wenn du weißt, dass du ihn brauchst, rufe ihn dir bewusst an deine Seite. „Hey, schau mal rüber, ob meine Präsentation informativ genug ist (oder ähnliches).“

Wenn du merkst, dass er kommt und du ihn nicht brauchst, er dich also wieder nerven würde, schicke ihn bewusst weg.

So oder ähnlich könnte das dann klingen:

„Danke, ich weiß, du willst mir nur helfen und mich beschützen. Doch ich bin kein kleines Kind mehr und kann mich selbst schützen. Negatives Feedback ist vielleicht nicht das Schönste, doch ich kann damit umgehen. Letztlich lässt es mich auch besser werden und wachsen. Ich hole dich, wenn ich dich brauch.“

Mein Umgang mit dem inneren Kritiker

Ich habe auch einen starken kleinen Teufel auf der Schulter zu sitzen. So konnte ich die Veröffentlichung meines Buchs (siehe Linkliste) nur zum Teil genießen, denn es ist ja „nur“ über einen Selbstverlag ;).

Und ich war ja auch schon im Fernsehen, doch das war ja nicht zu meinem Hauptthema gewaltfreie Kommunikation in der Unternehmenswelt. Ach ja.

Doch es fällt mir mittlerweile halt auf, dass diese Kritik nicht angemessen ist. Ich habe dann mit dieser kritischen inneren Stimme gesprochen und konnte das klären.

Meistens habe ich meinen inneren Kritiker ganz gut unter Kontrolle. Ich mache dazu auch immer mal wieder Übungen.

So gehe ich extra raus mit einem T-Shirt, das einen Fleck hat. Oder ich veröffentliche einen Blogbeitrag, obwohl ich mir denke, da hättest du noch mehr zu schreiben können. Und ist die Struktur überhaupt logisch ;)?

Alles Liebe

deine Susanne

Weitere spannende Themen zum Nachlesen oder Anhören:

Buch Superkräfte für Führungskräfte – gewaltfreie Kommunikation im Beruf

Bist du gestresst? – Umgang mit Stress

Stressfreie Kommunikation

Kommunikationsstörungen

Workshop Vorwürfen souverän begegnen

Workshop wie du dich weniger ärgerst 

Ruhig bleiben – 6 Tipps wie dir das besser gelingt

Hier kannst du dir den Blogartikel auch anhören

Susanne Lorenz
Susanne Lorenz

Ich habe mich als Kommunikationstrainerin, Buchautorin und Business Coach auf Führungskräfte spezialisiert, nachdem ich im Anschluss an mein Germanistikstudium selbst mehrere Jahre als Managerin Erfahrungen gesammelt habe. Gewaltfreie Kommunikation ist meine Leidenschaft. Meine Vision ist, dass Menschen am Arbeitsplatz mehr miteinander statt übereinander reden und konstruktiv ansprechen, was sie stört.

Mit meinen Coachings und Trainings erhöhe ich die Transparenz und Wertschätzung in Unternehmen. Mein Blog www.wirksam-kommunizieren.de dreht sich um erfolgreiche Kommunikation im Berufsalltag.

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