Erfolgreich Feedback geben- so funktioniert es

Feedback geben ist so wichtig! Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir im Arbeitsleben meist nur negatives Feedback bekommen. Doch jeder Mensch wünscht sich Anerkennung und Wertschätzung! Wir wollen wissen, wo wir stehen und wie unsere Leistung ankommt. Sind wir schon ganz gut unterwegs oder sollten wir uns mehr anstrengen? Wird unsere besonders gute Leistung eigentlich gesehen?

Konstruktiv Rückmeldungen geben- ein Überblick

Oft liegt es an der fehlenden Zeit, dass kein Feedback gegeben wird oder eben nur kurz zwischen Tür und Angel.

„Nicht geschimpft ist genug gelobt“, fällt mir dazu noch ein. Das habe ich schon einmal von einem Chef gehört!

Eigene Erfahrung

Die Erfahrung, kein positives Feedback zu bekommen, habe ich bereits gemacht, als ich neben dem Studium als Aushilfe gejobbt habe.

Es war selbstverständlich, dass ich immer länger geblieben bin und ständig flexibel einsetzbar war. Gut, das kann man vielleicht von einer Aushilfe auch erwarten, aber über ein „Dankeschön“ hätte ich mich dennoch gefreut.

Einmal war ich so frech und mutig, fragte, was ich dafür bekomme, wenn ich wieder drei Stunden länger bleibe als eigentlich geplant. Die Antwort war „Wieso, Susanne, du wirst doch schließlich dafür bezahlt.“ Sehr nett. Motiviert hat mich das nicht ein bisschen.

Versteh mich nicht falsch, am Ende hatte ich ein ganz tolles Arbeitszeugnis, aber während der Arbeit habe ich kein Lob erhalten. Schade eigentlich. Diese Erfahrung machte ich später auch als ich als Vollzeitkraft arbeitete.

Von der Aushilfe zur Führungskraft

Und noch später war ich Susanne Lorenz: Führungskraft. Dadurch, dass ich als Aushilfe angefangen hatte und somit auch „die andere Seite“ (Führende und Geführte) kannte, habe ich mir immer vorgenommen, dass ich nicht so sein werde und immer genug Feedback geben werde.

Ich habe meinen Mitarbeitern auch gesagt, wenn mir etwas nicht gefällt, aber auch, wenn mir etwas gefällt. Schließlich motiviert das nicht nur mich. Wir alle (in der Regel) freuen uns über Komplimente und darüber, wenn uns jemand Anerkennung und Wertschätzung entgegenbringt. Das passiert viel zu selten.

Ich meine damit nicht, dass du dir jetzt irgendwas aus den Fingern  saugen sollst, mir geht es schon um aufrichtiges Feedback.

Struktur positiv Rückmeldungen geben

Natürlich kannst du es einfach in deinen Worten sagen, wenn du etwas gut findest. Du kannst zur anderen Person gehen und sagen, dass du es klasse fandest. „Das fand ich klasse!“ oder auch  „Super Leistung!“ So etwas höre ich öfter, wenn ich mit meinen Kunden über das Thema Rückmeldungen geben spreche.

Doch kommt dann bei meinem Gegenüber auch an, was ich genau klasse fand?

Hier eine Idee, wie du es sprachlich verpacken könntest. Das kommt aus dem Konzept der gewaltfreien Kommunikation, in der es viel um Wertschätzung und Kooperation geht (mehr dazu in der Linkliste).

  1. Beobachtung: was hast du konkret gesehen oder gehört?
  2. Gefühle: wie fühlst du dich dabei?
  3. Bedürfnisse: welches Bedürfnis hat dir das erfüllt?
  4. Danke

Beispiel positives Feedback geben

Stell dir vor, deine Mitarbeiterin ist von sich aus länger geblieben, da ihr ein wichtiges Projekt habt. Du weißt, dass sie auch zu Hause gerade viel zu tun hat, da sie bald umzieht. Sie hat dir eine Zusammenfassung erstellt, damit du für deine Präsentation am nächsten Tag besser vorbereitet bist. Das hätte sie nicht tun müssen.

  1. Beobachtung: Du bist von dir aus länger geblieben und hast für mich eine Zusammenfassung für meine Präsentation morgen erstellt.
  2. Gefühl: Darüber habe ich mich sehr gefreut,
  3. Bedürfnis: denn ich weiß Unterstützung sehr zu schätzen. Besonders, da ich weiß, dass du zu Hause auch gerade viel zu tun hast.
  4. Danke: Dafür wollte ich einfach mal danke sagen! Danke!

Vielleicht ist dir das auch zu lang. Du kannst es natürlich auch abkürzen und etwas sagen wie:

„Danke, dass du das für mich fertig gemacht hast. Ich weiß, du hast viel zu tun und es ist nicht selbstverständlich, dass du das für mich machst. Danke dir!“

Bei beiden Versionen weiß der andere nun eher, warum und was genau du gut fandest. Du gibst in dem Moment mehr über dich preis und so wirkt es eher auf Augenhöhe.

Auf jeden Fall solltest du aus deiner Perspektive sprechen. Das mag hier nicht ganz so wichtig sein, wie wenn du über etwas sprichst, was nicht so gut war. Letztlich ist Feedback eine individuelle und sehr subjektive Meinung. Das sollten wir auch sprachlich zum Ausdruck bringen.

Mag jeder positives Feedback?

Aber auch bei positivem Feedback gibt es etwas zu beachten: manche Menschen fühlen sich dabei unwohl. Da macht es mehr Sinn, diese Rückmeldung eher unter vier Augen zu geben.

Bei manchen Mitarbeitern baut es auch Druck auf, da sie denken, sie müssen nun immer diese Leistung bringen. Das kannst du auch direkt ansprechen, um so zu entlasten.

Einige Menschen haben einen sehr stark ausgeprägten inneren Kritiker und zweifeln stark an sich und ihrer Leistung. Da kann es auch passieren, dass sie dein positiv gemeintes Feedback gar nicht annehmen können, da sie es selbst ganz anders sehen.

Struktur „negatives“ konstruktives Feedback

Einige Führungskräfte sind sich auch unsicher, wie sie am besten Feedback geben sollen. Besonders, wenn es dann um Unstimmigkeiten geht.

Mache das bitte in Ruhe, zwischen dir und dem anderen aus, niemals zwischen Tür und Angel und erst recht nicht vor den Kollegen oder Kunden. Du glaubst nicht, was ich da alles erlebt habe. Ich sage nur „fremd schämen…“

Achte darauf, dass du nicht ewig wartest, am besten du machst es zeitnah. Wenn du dich allerdings sehr ärgerst, dann warte lieber einen Tag und schlafe eine Nacht drüber.

Sandwich – Technik als eine Variante

Die bekannteste Feedbacktechnik ist wahrscheinlich die sogenannte „Sandwich-Technik“. Das heißt, positiver Start, negativer Aspekt in der Mitte der Rückmeldung und zum Abschluss noch was Positives (+ – +). So sind die positiven Punkte praktisch die Brotscheiben und der unangenehme Aspekt ist der Belag ??.

Beginne also dein Feedback positiv, damit öffnest du den anderen für das, was noch kommt. Achte darauf, dass du danach nicht mit einem „aber“ beginnst, denn damit machst du das vorher Gesagte nur kaputt.

Kritik Sandwichtechnik

Ich bin von dieser Technik kein Fan, denn die meisten Menschen durchschauen das. Erst kommt etwas Gutes, nun warte ich schon auf die Kritik. Und wie mache ich das, wenn mir partout nichts Positives einfällt? Sage ich dann „Ich mag ihre Haare. Ihre Leistung im letzten Quartal war schlechter als alles, was sie bisher geleistet haben. Ihre Schuhe finde ich sehr elegant.“

Das ist jetzt natürlich total übertrieben, doch in diese Richtung kann es dann gehen. Dann nimmt mein Gegenüber auch nur den negativen Aspekt mit. Du musst dir bei dieser Feedbacktechnik also bewusst machen, dass der andere das wahrscheinlich durchschaut. Die beiden positiven Aspekte müssen also von der Wertigkeit zum Rest passen.

Feedback geben mit vier Schritten

Oben haben wir uns die vier Schritte bereits angesehen. Hier ändert sich nun nur der letzte. Da unser Bedürfnis nicht erfüllt ist, zum Beispiel, weil uns Unterstützung, Klarheit oder auch Sicherheit fehlt, haben wir am Ende kein Danke, sondern eine Bitte.

  1. Beobachtung: was hast du konkret gesehen oder gehört?
  2. Gefühle: wie fühlst du dich dabei?
  3. Bedürfnisse: welches Bedürfnis ist bei dir nicht erfüllt?
  4. Bitte: welche Bitte hast du nun ganz konkret?

Beobachtung: beschreiben statt bewerten

Beschreibe das Verhalten der anderen Person und nicht ihre Eigenschaften (beschreiben und nicht bewerten). Also nicht, „sie sind dumm und einfältig“, eher „Ich habe ihnen x dreimal erklärt und sie haben im letzten Bericht 10 x Tabelle x statt Tabelle y benutzt.“

Verwende dabei immer konkrete Beispiele, damit der andere auch weiß, um was es genau geht, also eher „letzten Mittwoch“ statt  „in letzter Zeit“.

Formuliere also Ich- Botschaften statt Du-Botschaften. Spreche auch nicht von „wir“ oder „man“, sondern von „ich“, schließlich geht es hier um deine Beobachtung.

Lass auch die Meinungen anderer außen vor. „Die Kollegen sehen das auch so“  gehört nicht in ein Feedbackgespräch.

Gefühle und Bedürfnisse

Du kannst hier deine Gefühle und Bedürfnisse ansprechen, musst es aber nicht. Du nennst sie nur, wenn du dich dabei wohl fühlst und du den Eindruck hast, dieser Person kannst du vertrauen. Natürlich kommt es auch ganz stark darauf an, welche Gefühle du hast. Bist du  „irritiert“, „überrascht“ oder „wütend“, wirst du das wahrscheinlich eher sagen, da sie „neutraler“ sind als „hilflos“, „überfordert“ oder „einsam“.

Bitte

Die Bitte kommt an den Schluss des Feedbacks und sollte machbar für den anderen sein.

Werde so konkret wie möglich und sage, was du möchtest und nicht was du nicht mehr möchtest. Also nicht „Gehen sie nicht mehr früher.“ sondern „Bleiben sie bis zum Arbeitsende.“ oder auch „Wenn sie früher gehen müssen, informieren sie mich bitte am Vorabend.“

Beispiel Feedback mit vier Schritten

Entscheidest du dich für die Feedbackstruktur mit vier Schritten könnte es so klingen:

Beobachtung: Ich kam gestern um 15.00 Uhr in ihr Büro und sie waren nicht da. Die Kollegin sagte, sie seien vor zehn Minuten gegangen. Ich wusste davon nichts.

Gefühle: Ich war sehr überrascht,

Bedürfnisse: denn mir ist es wichtig, zu wissen, wenn sie früher gehen (Klarheit als Bedürfnis).

Bitte: Wenn sie früher gehen müssen, informieren sie mich bitte am Vorabend.

Meine Lieblingsvariante für den Einstieg

Ich gebe nur die Beobachtung weiter und stelle dann eine öffnende Frage. So erfahre ich zuerst, was bei der anderen Person überhaupt los war. Vielleicht war das Kind krank und so musste die Mitarbeiterin überstürzt den Arbeitsplatz verlassen? Das weiß ich nicht, wenn ich nicht nachfrage.

Wertschätzung auch durch unangenehmes Feedback

Selbst wenn diese Rückmeldung nicht positiv ausfällt, zeigst  du damit, dass du dir dazu die Zeit genommen hast. Nur wenn wir sagen, dass sich etwas ändern sollte, haben wir eine Aussicht auf Erfolg. Gedankenlesen ist uns Menschen leider nicht in die Wiege gelegt worden, doch viele von uns setzen voraus, dass der andere doch wissen müsste, dass sein Verhalten gerade nicht  in Ordnung war.

Fazit

Feedback geben ist wichtig, egal, ob es etwas zu feiern gibt oder nicht. Positives und ernst gemeintes Feedback motiviert deine Mitarbeiter und fördert eure Beziehung. Nimm dir also die Zeit dazu und denk nicht, „Ach der weiß ja eh, dass ich ihn und seine Arbeit zu schätzen weiß…“.

Alles Liebe

deine Susanne

Das passt auch noch zu dem Thema:

Buch Superkräfte für Führungskräfte – gewaltfreie Kommunikation im Beruf

Gewaltfreie Kommunikation

Zufriedenheit am Arbeitsplatz steigern

Konflikte auflösen

Bedürfnisse

Ruhig bleiben

Seminar gewaltfreie Kommunikation

Wirksam delegieren

Hier kannst du dir den Blogartikel auch anhören

Susanne Lorenz
Susanne Lorenz

Ich habe mich als Kommunikationstrainerin, Buchautorin und Business Coach auf Führungskräfte spezialisiert, nachdem ich im Anschluss an mein Germanistikstudium selbst mehrere Jahre als Managerin Erfahrungen gesammelt habe. Gewaltfreie Kommunikation ist meine Leidenschaft. Meine Vision ist, dass Menschen am Arbeitsplatz mehr miteinander statt übereinander reden und konstruktiv ansprechen, was sie stört.

Mit meinen Coachings und Trainings erhöhe ich die Transparenz und Wertschätzung in Unternehmen. Mein Blog www.wirksam-kommunizieren.de dreht sich um erfolgreiche Kommunikation im Berufsalltag.

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