Gewaltfreie Kommunikation: Bedürfnis besser verstehen

Kennst du schon die gewaltfreie Kommunikation mit ihren vier Schritten? Arbeitest du damit und wünschst dir beim dritten Schritt Bedürfnis mehr Klarheit? Oder möchtest du dich selbst besser verstehen, um auch in Konfliktsituationen entspannter zu sein? Dann ist dieser Artikel genau das Richtige für dich!

Gewaltfreie Kommunikation Bedürfnis als 3. Schritt

Bedürfnisse  tragen viel dazu bei, ob wir zufrieden und glücklich sind. Wenn wir uns unsere Bedürfnisse immer wieder bewusst machen und uns an ihnen orientieren, können wir selbst etwas dafür tun, dass es uns besser geht. Andererseits können wir uns auch freuen, wenn es uns gut geht. Das liegt daran, dass unsere Bedürfnisse erfüllt sind.

Gewaltfreie Kommunikation Bedürfnis als Fokus zur Konfliktlösung

Um Menschen besser zu verstehen und Konflikte lösen zu können, ist es sinnvoll, sich auf die Bedürfnisse der Beteiligten zu fokussieren, statt auf die Position. Es geht nicht darum, wer sagt ja und wer sagt nein, sondern warum wird auf der Position beharrt? Was soll damit erfüllt werden? Geht es um Gerechtigkeit, Zugehörigkeit oder Freundschaft?

Was sind Bedürfnisse?

Bedürfnisse sind positiv und allgemein gehalten, sind unabhängig von Ort, Zeit oder Personen.

Bedürfnisse hat jeder, das können Grundbedürfnisse sein, wie essen oder schlafen. Dabei kann es auch um abstrakte Sachen wie Freundschaft oder Harmonie gehen.

Oft haben wir mehrere Bedürfnisse gleichzeitig, die in einer bestimmten Reihenfolge angeordnet sind.

Wenn sie nicht erfüllt werden, haben wir unangenehme Gefühle. Werden sie erfüllt, fühlen wir uns wohl und glücklich. Es ist also nicht die Situation in einem Konflikt, die Grund ist für unsere schlechten Gefühle, sondern das nicht erfüllte Bedürfnis! Auf unsere Umwelt haben wir nur geringen Einfluss, auf unsere Bedürfniserfüllung aber durchaus (siehe auch Grundannahmen der gewaltfreien Kommunikation in der Linkliste).

Finde das stärkste Bedürfnis

Ziel dieses dritten Schritts Bedürfnis ist es, erstmal herauszufinden, welches Bedürfnis bei dir gerade nicht erfüllt ist in einer angespannten Situation. Bist du frustriert, weil du Unterstützung, Klarheit oder Kontakt brauchst? Es gilt weiterhin herauszufinden, welches Bedürfnis am stärksten ist.

Wenn wir ins Gespräch gehen, verwirrt es unser Gegenüber zu sehr, wenn wir mehrere nennen und je nach Bedürfnis würdest du auch um andere Dinge bitten. Fokussiere dich also bitte erstmal auf eins.

Wenn du versuchst, den anderen besser zu verstehen, konzentriere dich ebenfalls auf sein Bedürfnis. Gehe nicht davon aus, dass dein Gegenüber dich verärgern möchte oder Dinge absichtlich falsch macht. Bleibe neugierig, was ihn zu seinem Handeln geführt hat. Allerdings wirst du dich erst auf den anderen konzentrieren können, wenn du für dich weißt, was dir gerade fehlt.

Unterschied Bedürfnis und Strategie

Bist du dir bewusst, dass es einen Unterschied gibt zwischen Bedürfnis und Strategie zur Erfüllung?

Hier ein Beispiel: Du kannst das Bedürfnis der Entspannung haben, deine Strategie ist, in der Pause mit einer Kollegin zu reden. Deine Kollegin will sich auch entspannen, doch sie wählt einen anderen Weg, sie will lieber in der Pause allein spazieren gehen.

Ihr habt somit das gleiche Bedürfnis.  Der Punkt, der dann zu Unstimmigkeiten führt und ggf. zum Konflikt, ist dann nicht das Bedürfnis, sondern eure Strategie.

Wenn ihr klärt, was eigentlich dahinter steckt, kommt ihr in der Regel zu mehr Verständnis. Zu hören, dass es dem anderen um das gleiche geht, macht es leichter, eine gemeinsame Lösung zu finden.

Vielleicht findet sich eine Möglichkeit, die beiden gerecht wird, vielleicht geht Ihr erst spazieren und danach redet ihr. Das war jetzt ein einfaches Beispiel.

Fokus Bedürfnisse auch im Harvard Konzept

Diese Vorgehensweise gibt es auch in Konfliktlösungs-strategien wie dem Harvard Konzept. Auch hier geht es darum, nicht zu schauen, was der andere will (Position), sondern, welche Interessen dahinter stecken.

In dem typischen Beispiel geht es darum, dass sich zwei Personen um eine Orange streiten, dabei würde die eine Frucht reichen, denn der eine braucht nur die Schale und die andere das Fruchtfleisch…

Auch hier kann ich mich nur wiederholen: probiere  aus und schaue, was passiert.

Arbeit mit Bedürfnissen statt mit Werten

Die gewaltfreie Kommunikation arbeitet im dritten Schritt mit dem Bedürfnis, das am wenigsten erfüllt ist und nicht mit Werten.

Warum ist das so? Werte sind abhängig von unserer Kultur. Deutsche sind beispielsweise für ihre Pünktlichkeit bekannt. Doch es ist nicht in allen Ländern der Fall, dass dieser Wert wichtig ist.

Bedürfnisse hingegen hat jeder Mensch, egal, aus welchem Land er kommt. Sprichst du in einer Konfliktsituation also von den Bedürfnissen, die du hast, versteht dich jeder. Auch wenn der andere in dem Moment nicht das Bedürfnis hat, weiß er, wie es sich beispielsweise anfühlt, Sicherheit zu brauchen. Deswegen geht es bei der gewaltfreien Kommunikation um Bedürfnisse und nicht um Werte, denn letztere sind eben nicht in jeder Kultur gleich.

Gewaltfreie Kommunikation Bedürfnis: Orientierung durch die  Bedürfnispyramide von Maslow

Es gibt viele Bedürfnisse und ich möchte gar nicht alle auflisten. Ich möchte dir jedoch eine Anregung mitgeben, die es leichter macht, die eigenen Bedürfnisse oder die des anderen besser einzuordnen. Schauen wir uns  dazu einmal die Bedürfnispyramide mit fünf Bedürfnisebenen  an.

Bei dieser Theorie handelt es sich um eine hierarchische Beschreibung menschlicher Bedürfnisse und Motivationen, entwickelt von dem US-amerikanischen Psychologen Abraham Maslow (1908-1970). Die Form der Pyramide zeigt, dass unsere Bedürfnisse und Motivationen unterschiedliche Prioritäten besitzen. Nahrung ist somit wichtiger als die Selbstverwirklichung, da es sich hier um ein essentielles Bedürfnis handelt.

Maslow unterscheidet:

Physiologische Bedürfnisse: Grundbedürfnisse zum Überleben: Essen, Trinken, Schlafen

Sicherheitsbedürfnisse: Geborgenheit, Gesundheit, Orientierung

Soziale Bedürfnisse: Freundschaft, Gruppenzugehörigkeit, Kommunikation

Individualbedürfnisse: Selbstvertrauen, Respekt, Anerkennung, Erfolg

Selbstverwirklichung: (verhaltensrelevant, sobald untere Bedürfnisse gedeckt sind), Unabhängigkeit, anspruchsvolle Betätigung, Karriere

Mir geht es nicht so sehr darum, die Theorie im Einzelnen zu erklären, sondern eher darum, dir diese Ebenen zur Orientierung mitzugeben. Wo befindest du dich in dem Moment des Streits? Welches Bedürfnis ist am wenigsten erfüllt und wo ist das einzuordnen?

Bedürfnis kommunizieren

In der Kommunikation nach außen, also im Gespräch, heißt es beispielsweise „Ich bin traurig, weil ich…brauche“ und nicht „Ich bin traurig, weil du dich so benimmst!“. Bei letzterem Beispiel wird ganz klar die Verantwortung für das eigene Gefühl abgegeben, nämlich an den anderen, der sich nicht so verhalten hat, wie wir es gern hätten.

Doch in der gewaltfreien Kommunikation übernehmen wir die Verantwortung für unsere eigenen Gefühle und Bedürfnisse. Wir erkennen, dass es mehrere Wege gibt, das Bedürfnis zu erfüllen und dass wir dazu nicht abhängig sind von einer einzelnen Person.

Du hast den Schlüssel zum Streitbeilegen und Glücklichsein somit selbst in der Hand, wenn du dir dessen bewusst bist.

Gleichberechtigung der Bedürfnisse

Eine der Kernbotschaften der GFK ist es, dass ich meine Bedürfnisse nicht über die des anderen stelle. Das gilt andersherum ebenfalls. Ziel ist es, sich die Bedürfnisse so zu erfüllen, dass dadurch keine Nachteile für andere entstehen. Dazu ist der Austausch wichtig, denn gegebenenfalls haben wir es vielleicht nicht auf dem Schirm, dass ein anderer darunter leidet.

Wir wollen den anderen somit unter anderem über die Äußerung des Bedürfnisses erreichen, damit er weiß, was in uns vorgeht. So haben wir eher die Chance, den Konflikt aufzulösen und uns auf eine Lösung zu einigen.

Fazit Bedürfnisse besser verstehen

Der dritte Schritt Bedürfnisse ist ein sehr wichtiger Faktor, wenn es um eine friedliche Konfliktlösung geht.

Verstehst du deine eigenen Bedürfnisse und die deiner Konfliktpartner, habt ihr eine gute Grundlage, um gemeinsam zu einem Konsens zu kommen, der für alle Beteiligten in Ordnung ist. Es geht nicht darum, die eigenen Bedürfnisse durchzudrücken auf Kosten anderer. Auch geht es nicht darum, sich immer für die anderen selbst zurückzunehmen. Es geht um ein gegenseitiges Geben und Nehmen.

Alles Liebe

deine Susanne

Lust auf mehr?

Zufriedenheit am Arbeitsplatz steigern

Buch Superkräfte für Führungskräfte – gewaltfreie Kommunikation im Beruf

Buch Superkraft Selbstfürsorge

Abraham Maslow

Der innere Kritiker

Grundannahmen der gewaltfreien Kommunikation

Gewaltfreie Kommunikation

Bist du glücklich mit Deinem Leben?

Seminare gewaltfreie Kommunikation

Hier kannst du dir den Blogartikel auch anhören

Susanne Lorenz
Susanne Lorenz

Ich habe mich als Kommunikationstrainerin, Buchautorin und Business Coach auf Führungskräfte spezialisiert, nachdem ich im Anschluss an mein Germanistikstudium selbst mehrere Jahre als Managerin Erfahrungen gesammelt habe. Gewaltfreie Kommunikation ist meine Leidenschaft. Meine Vision ist, dass Menschen am Arbeitsplatz mehr miteinander statt übereinander reden und konstruktiv ansprechen, was sie stört.

Mit meinen Coachings und Trainings erhöhe ich die Transparenz und Wertschätzung in Unternehmen. Mein Blog www.wirksam-kommunizieren.de dreht sich um erfolgreiche Kommunikation im Berufsalltag.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner