Heutzutage geht der Trend immer mehr dahin, nicht nur PowerPoint zu verwenden, um zu präsentieren. Viele Firmen haben erkannt, dass Präsentationen mit PowerPoint und Beamer bei den Teilnehmern nicht immer gut ankommen. So möchte ich dir hier einige Tipps zum Visualisieren geben. Der Fokus ist dabei auf Zeichnungen mit Stift und Co am Flipchart. Natürlich kannst du die Tipps für Symbole und Figuren auch nutzen, um damit am Tablet zu arbeiten, beispielsweise mit OneNote.

Praxistipps wie du anschaulich visualisieren kannst

1. Konkrete versus abstrakte Begriffe

Bei Tipps zum Visualisieren unterscheide ich zuerst einmal zwischen konkreten und abstrakten Begriffen. Konkrete Begriffe sind zum Beispiel Apfel, Baum oder auch Flasche. Hier hat in der Regel jeder ein Bild vor Augen, auch wenn nicht jeder das gleiche Bild sieht. Der eine denkt an einen roten, der andere an einen grünen Apfel. Der eine denkt an eine Birke, der andere an einen Apfelbaum. Doch große Unterschiede liegen nicht unbedingt vor.

Anders ist es bei den abstrakten Begriffen. Hier haben wir nicht immer automatisch ein Symbol vor Augen wie bei Liebe ein Herz oder auch bei Glauben ein Kreuz, sei es einzeln, auf einer Bibel oder auf einer Kirche.

Doch was siehst du, wenn du das Wort Entwicklung oder auch Vertrauen hörst? Hier wird es schon schwerer. Wir Menschen denken in Bildern und es ist normal, dass wir assoziieren. Schaue also, welche Bilder dir einfallen.

Beispiel Glück

Nehmen wir das Beispiel „Glück“. Hier fallen den meisten Menschen folgende Bilder ein: Kleeblatt, ein Schweinchen oder auch ein Schornsteinfeger. Nun schauen wir, von welchen Dingen wir ein konkretes Bild haben. Weißt du, was ein Schornsteinfeger alles mit sich trägt? Die meisten Menschen malen eher ein Kleeblatt, weil es leichter ist.

Ein Kleeblatt besteht aus vier kleinen Herzen. Doch selbst wenn du das nicht weißt und eine ähnliche Form wählst, erkennt das menschliche Auge die Form und fügt den Rest dazu. Leichter wird es, das zu erkennen, wenn du die Symbole noch mit der richtigen Farbe kombinierst. Doch das Wort „Glück“ ist noch recht einfach, weil es hier schon gängige Symbole gibt.

2. Abstrakte Begriffe verdinglichen

Schwerer wird es, wenn ein gängiges Symbol fehlt. Hier brauchen wir noch andere Tipps zum Visualisieren.

Also zurück zu „Vertrauen“ oder auch „Entwicklung“. An was denkst du dabei? Vertrauen ist abstrakt, also schauen wir, wie wir es konkreter hinbekommen. Vertrauen zwischen zwei Menschen, die heiraten, ist eine Möglichkeit. Hier könnte man also zwei ineinandergreifende Ringe malen. Ja, das kann auch für Ehe stehen. Optimalerweise findest du ein Bild, das eindeutig ist und nicht verwirrt. Doch denk dran, dass du ja auch dabei bist und einen Text dazu sagst. Dadurch wird das Ganze verständlich.

Bei „Entwicklung“ hat es etwas mit einer Richtung zu tun, die kann positiv oder negativ sein. Doch letztlich ist das Ziel, sich positiv zu entwickeln. Je nachdem, könntest du mit einem grünen Pfeil nach oben oder mit einem roten Pfeil nach unten arbeiten.

Oder ich schaue mir den Begriff und seine wörtliche Bedeutung genauer an. Entwicklung hat was mit „ent-wickeln“ zu tun. Das kann ein Knäuel sein, dass ich ent-wickle, also ent-rolle oder auch ein Foto, dass ich in der Dunkelkammer entwickle. Nun geht es darum, ein einfaches und nicht zu komplexes Bild zu wählen. Also könnte man hier ein Wollknäuel zeichnen, dass sich wie ein roter Faden entrollt. Also ist man bei dieser Version direkt auf den Begriff eingegangen.

Wie bei „offener Punkt“: hierbei kann man an die Bedeutung denken im Sinne von etwas, das nicht erledigt ist. So könnte man eine Checkliste oder To-do Liste malen, wo die meisten Punkte abgehakt sind, doch einer ist noch nicht abgehakt, also offen, nicht erledigt.

Bei der Visualisierung des Begriffs „offener Punkt“ kann ich auch wörtlich rangehen. Du malst dann einen Punkt, der an einer Stelle offen ist und lässt darauf zum Beispiel einen Pfeil zeigen. Hier wäre die Zeichnung aus dem wörtlichen Sinn des Begriffspaars „offener Punkt“ entstanden.

offener Punkt

3. Symbole/Figuren kombinieren

In meinem letzten Seminar hat beispielsweise eine Teilnehmerin für „Zeitplan“ eine Uhr und ein Blatt mit Strichen drauf gemalt. Hier hat sie also auch die beiden Bestandteile des Wortes genommen und sie einzeln gezeichnet.

Zeitplan

Ein Mensch, der es eilig hat, könnte auch durch einen Menschen plus Uhr dargestellt werden. Oder du nimmst gleich die Uhr als Kopf, das drückt es noch mehr aus. So könntest du auch Kreativität über einen Menschen mit einer Glühbirne als Kopf zeichnen.

Glühbirne

4. So einfach wie möglich

Denk dabei daran, dass es reicht, wenn du ganz einfache Zeichnungen ohne viele Details anfertigst. Lass also alles weg, was nicht wichtig ist, um zu erkennen, um was es geht.

Bei Figuren reicht oft nur der Kopf, bei Gesichtern Augen und Mund oder sogar nur Augenbrauen, je nachdem, was du darstellen möchtest. Beim Schwein reicht der Kopf mit der Steckdosennase und beim Elefant der Rüssel und die großen Ohren. Eine Blume erkennt man an der Blüte, einen Stängel braucht man da nicht wirklich. Schau also, welche Elemente man braucht, um das Tier oder den Gegenstand zu erkennen.

5. Farben einsetzen

Besonders wenn es um Spontanvisualisierung geht, kannst du Farben weglassen. Sonst macht die Farbe natürlich einiges leichter. Der Kreis in schwarz kann Verschiedenes darstellen, ist er gelb, denken wir an eine Sonne, bei der Farbe Orange an eine Apfelsine und ist er grün normalerweise an einen Apfel.

Auch wenn du von Vor- und Nachteilen sprichst, kannst du hier mit den gängigen Farben von grün für positiv und rot für negativ arbeiten. Nutze aber auch neue Farb- und Bildkombinationen, um so mehr Aufmerksamkeit zu erzeugen. So kann ein grünes Herz für Liebe zur Umwelt stehen oder ein schwarzes Herz für Liebeskummer. Mach dir also Gedanken darüber, was du an neuen Farbkombinationen nutzen kannst, um dich abzuheben und die Merkfähigkeit zu erhöhen.

6. Materialien

Achte beim Zeichnen darauf, mit welchen Stiften du arbeitest. Grundsätzlich ist es wichtig, dass du unterscheidest zwischen Stiften für das Flipchart und solchen für das Whiteboard. Abwischbare Stifte schreiben auch auf dem Flipchart, doch sind sie nicht so kräftig und leuchtend wie Stifte, die extra für das Flipchart gemacht sind.

Außerdem gibt es Stifte mit Keil- und andere mit Rundspitze. Mit der Keilspitze lassen sich breitere Striche ziehen und so kannst du auch deutlicher schreiben. Deine Schrift ist so besser erkennbar und auch von weiter weg gut zu sehen. Allerdings eignet sich das Flipchart nur, wenn der Raum nicht zu groß ist. Sonst musst du riesig schreiben, dass ist ja auch nicht der Sinn des Ganzen.

Bereitest du Flipcharts vor und malst Ablaufpläne oder auch Zitate mit Hintergrund, nutze dazu Wachsmalblöcke. Dadurch kannst du große Flächen besser und schneller ausmalen. Zusätzlich kannst du besser schattieren, durch unterschiedlichen Druck auf den Wachsmalblock.

Fazit

Du kannst mit einfachen Zeichnungen viel erreichen. So sorgst du für mehr Abwechslung und Lebendigkeit, wenn du beim Präsentieren auf den Stift und das Flipchart zurückgreifst und nicht nur auf den Beamer.

Überlege bei abstrakten Begriffen, wie du diese greifbarer machen kannst. Was assoziierst du mit dem Begriff? Was davon ist am leichtesten zu malen?

Denk bei deinen Visualisierungen ebenfalls daran, dass einfach oft eben doch mehr ist. Du brauchst nur die Bestandteile zu zeichnen, die elementar sind zur Erkennung der Darstellung. Nutze Farben, um entweder die Bedeutung zu verdeutlichen oder um etwas Neues zu kreieren. Mach es dir leichter, indem du auf die richtigen Materialien zurückgreifst und große farbige Flächen mit Wachsmalblöcken ausmalst. Deiner Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.

Natürlich gibt es hier noch viel mehr Tipps. Die folgen in den nächsten Wochen. Ansonsten findest du in der Linkliste auch den Link zu meinem Visualisierungsseminar, das regelmäßig stattfindet.

Ich freue mich auf deine Anregungen und Fragen.

Alles Liebe

deine Susanne

P.S.: Dieser Artikel ist als Gastartikel erschienen bei microTOOL.

Lust auf mehr?

Visualisierung am Flipchart und Co

Warum ist Visualisierung wichtig?

7 Tipps für den erfolgreichen Umgang mit dem Flipchart (ständer)

7 Tipps für erfolgreiche Meetings

Moderationsschrift von Neuland

Phasenmodell nach Tuckman-deswegen gibt’s immer Streit im Team

Susanne Lorenz
Susanne Lorenz

Ich habe mich als Kommunikationstrainerin, Buchautorin und Business Coach auf Führungskräfte spezialisiert, nachdem ich im Anschluss an mein Germanistikstudium selbst mehrere Jahre als Managerin Erfahrungen gesammelt habe. Gewaltfreie Kommunikation ist meine Leidenschaft. Meine Vision ist, dass Menschen am Arbeitsplatz mehr miteinander statt übereinander reden und konstruktiv ansprechen, was sie stört.

Mit meinen Coachings und Trainings erhöhe ich die Transparenz und Wertschätzung in Unternehmen. Mein Blog www.wirksam-kommunizieren.de dreht sich um erfolgreiche Kommunikation im Berufsalltag.

4 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner