„Ist doch nur ’ne Maschine“ – Kommunikation zu Zeiten Künstlicher Intelligenz

ein Gastartikel von Yvonne Kraus

Seit ich im Internet Texte veröffentliche, erhalte ich immer mal wieder seltsame E-Mails.

Richtig wild wurde es, als ich mich zunehmend zum Thema Künstliche Intelligenz äußerte. Da gab es zum Beispiel eine Mail, in der mir vorgeworfen wurde, dass ich mit meiner KI-Begeisterung zum Untergang der Menschheit beitrage – was ich als Autorin wissen sollte, schließlich gibt’s genug Bücher darüber, was die KI mit der Menschheit vorhat.

Was wird Künstliche Intelligenz verändern?

Ich kann solche Ängste verstehen, auch wenn ich sie nicht teile.

Maschinen, die menschliche Kommunikation ziemlich gut imitieren können (und ja gerade noch am Anfang stehen), sind schon ein bisschen gruselig.

Denn was macht uns Menschen aus? Dass wir miteinander kommunizieren, über Zeit und Raum hinweg unsere Gedanken teilen können, hat zumindest dazu geführt, dass wir auf diesem Planeten eine besondere Rolle einnehmen. Kein Wunder also, dass wir ein bisschen eigen reagieren, wenn uns diese Fähigkeit nun von Maschinen streitig gemacht wird.

Was aber ändert sich durch Künstliche Intelligenz an unserer Kommunikation?

Dazu sollten wir uns erst mal anschauen, wie Künstliche Intelligenz kommuniziert.

Wo kommen wir her, wo gehen wir hin?

Als ich Ende 2022 hörte, dass es da einen tollen neuen Chatbot gibt, habe ich mit den Augen gerollt. Die frühen Chatbots der 1990er Jahre waren tatsächlich sehr eingeschränkt – und was sie gemacht haben, kann man nur mit sehr viel gutem Willen als „Kommunikation“ bezeichnen.

ELIZA war das erste solche Programm, dessen Aufgabe es war, eine*n Psychotherapeut*in zu ersetzen. Allerdings griff ELIZA dazu auf vorgefertigte Antworten zurück. Wirkliche Kommunikation (oder gar Intelligenz) war das nicht.

Seitdem hat sich vieles getan. Chatbots und Sprachassistenten wie Siri, Alexa oder Google Assistant sind mittlerweile weit über simple Stichwort-Reaktions-Schemata hinaus.

Sie verstehen Kontext und sie können sogar Witze machen. Ein richtiges Gespräch ist mit diesen Assistenten jedoch auch nicht möglich.

Erst ChatGPT hat das wirklich verändert – und tut es noch immer. Das zugrunde liegende Sprachmodell lernt täglich dazu und wird in seinen Antworten immer besser.

Es gibt mittlerweile die Möglichkeit, grundsätzlich festzulegen, in welchem Stil ChatGPT antworten soll, sodass Gespräche sich nun auch individueller „anfühlen“.

Und je länger man mit ChatGPT oder anderen weit entwickelten Chatbots arbeitet, desto wahrscheinlicher wird ein „Spooky Moment“, wie ich es nenne, – ein gruseliger Moment, in dem sich die Kommunikation so echt anfühlt wie mit einem Menschen.

Wie sollten wir mit Maschinen sprechen?

Ich selbst hatte einen solchen „Spooky Moment“ während der Arbeit an meinem Buch „ChatGPT lernen“.

Für ein einführendes Kapitel stellte ich ein paar Prinzipien zusammen, auf die man bei der Arbeit mit dem Tool achten sollte. Um auch nichts zu vergessen, fragte ich ChatGPT, was ich an meiner Liste noch ergänzen könnte. Seine Antwort: „Respektvoller Umgang.“

Ich fand das spannend. Ich selbst bin immer sehr höflich, wenn ich Befehle in die KI eingebe. Manche finden das charmant, manche unnötig.

Ich selbst kann gar nicht anders – und bin der Meinung, dass meine Aufträge an ChatGPT besser werden, wenn ich sie so formuliere, als würde ich sie an einen Menschen richten – also mit „bitte“, „danke“ und in freundlichem Tonfall.

Wer sich dagegen an den frühen Chatbots à la ELIZA orientiert, neigt vielleicht eher dazu, kurz, knapp und vor allem klar Anweisungen zu erteilen.

Da ich schon öfter darüber nachgedacht hatte, was wohl der bessere Weg war, fragte ich ChatGPT, was es damit meint. Die Antwort war ausführlich und wirkte sehr reflektiert – oder anders ausgedrückt: spooky.

Denn ChatGPT stellte zunächst mal klar, dass es für eine Maschine natürlich keinen Unterschied macht, wie mit ihr gesprochen wird. Dass es aber für uns Menschen etwas verändern kann, wenn wir uns angewöhnen, unhöflich und respektlos zu schreiben, sobald wir mit einer Maschine „reden“. Denn irgendwann gewöhnen wir uns das auch untereinander an.

Wäre ich nicht schon überzeugt gewesen, dass freundlich immer die bessere Wahl ist, das hätte spätestens meine Meinung geändert. Man muss ja nur mal auf Twitter – pardon – X ein paar Texte lesen und weiß sofort, was respektlose Kommunikation anrichten kann. Und diese Form des Miteinanders bleibt ja leider nicht im Internet, sondern schleicht sich leise (und sehr schnell) ins „echte Leben“ ein.

Kommunikation mit Maschinen und Menschen

Kommunikation ist zentral für das menschliche Miteinander. Unbedacht und empathielos zu kommunizieren kann Menschen verletzen, Beziehungen zerstören, Unternehmen viel Geld kosten.

Und das sehe ich als viel größere Gefahr an der Künstlichen Intelligenz in Form von Sprachmodellen: Dass wir durch sie verlernen, wie wir besser miteinander reden können.

Zum Glück gibt’s dafür eine recht einfache Lösung, die meistens hilft, und sie besteht aus zwei Schritten:

  • sich bewusstwerden, dass es einen Unterschied macht, wie wir miteinander reden, und dass unsere Kommunikation sich zum Schlechteren ändern kann, wenn wir nur noch ein paar Sprachfetzen in Maschinen eingeben
  • sich Mühe geben, es besser zu machen

Ich schreibe auch weiter „bitte“ und „danke“, wenn ich mit GPT chatte. Das Modell nähert sich in seiner Sprache unserer an – und es fühlt sich doch auch viel besser an, wenn jemand mit uns freundlich spricht.

Yvonne Kraus

Yvonne Kraus ist Autorin und Unternehmerin. Sie unterstützt Menschen dabei, aus ihrer eigenen Kraft etwas in die Welt zu bringen: in Form eines Buchs, einer Website oder eines Unternehmens. Sie lebt, schreibt und arbeitet in der Eifel.

Ihr Buch ChatGPT lernen ist auf Amazon oder bei ihr (hallo@yvonnekraus.de) erhältlich.

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Susanne Lorenz

Ich habe mich als Kommunikationstrainerin, Buchautorin und Business Coach auf Führungskräfte spezialisiert, nachdem ich im Anschluss an mein Germanistikstudium selbst mehrere Jahre als Managerin Erfahrungen gesammelt habe. Gewaltfreie Kommunikation ist meine Leidenschaft. Meine Vision ist, dass Menschen am Arbeitsplatz mehr miteinander statt übereinander reden und konstruktiv ansprechen, was sie stört.

Mit meinen Coachings und Trainings erhöhe ich die Transparenz und Wertschätzung in Unternehmen. Mein Blog www.wirksam-kommunizieren.de dreht sich um erfolgreiche Kommunikation im Berufsalltag.

2 Kommentare

  1. Ein wirklich toller Artikel, der die Angst vor der KI und dem Verlust der Kommunikation eine Ansage macht! Besonders die Tipps sind simple, aber sehr lesenswert und einfach umzusetzen!
    Danke und gerne mehr davon! 🙂

    • Freut mich, dass dir der Artikel gefällt! Für Tipps zu KI wende dich gern an Yvonne. Sie hat ja sogar einen KI-Club ;).

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