überarbeitet im März 2022

Hast du dir schon mal darüber Gedanken gemacht, wie dein Umgang mit Vorwürfen eigentlich ist?  Kannst du Anschuldigungen an dir abprallen lassen? Oder nimmst du dir komische Kommentare sehr zu Herzen und rauben sie dir Energie?

Wie dich Vorwürfe nicht mehr verletzen

Wäre es nicht super und viel entspannter, wenn dich vorwurfsvolle Bemerkungen nicht mehr reizen würden? Wenn du nicht immer darauf reagieren und dich aufregen würdest? Oder denkst du, dass du das niemals schaffst, ruhig zu bleiben, wenn jemand etwas Dummes zu dir sagt?

Ich sage, ja das geht! Natürlich hat das etwas mit Übung zu tun. Und es braucht auch erstmal dein Bewusstsein, damit du in der Situation auch anders reagieren kannst.

Ich sage: Wie du mit einer störenden Aussage umgehst, kannst du entscheiden. Das heißt, wenn du daran arbeitest. Der andere kann dich dann weniger leicht treffen. Doch dazu gehört wie eben gesagt, üben, üben, üben.

Umgang mit Vorwürfen Tipp 1: Bestandsaufnahme deiner Trigger

Bei den meisten von uns ist es so, dass wir in vielen Situationen durchaus in der Lage sind, gut mit Vorwürfen umzugehen. Doch dann gibt es immer wieder bestimmte Menschen oder Themen, die uns besonders reizen.

Um deinen Umgang mit Vorwürfen und Co zu verändern, ist es wichtig, dass du dich selbst zunächst besser verstehst. Nimm dir dazu gern einen Zettel und einen Stift oder deinen Laptop zur Hand. Mache dazu eine Bestandsaufnahme und überlege dir Folgendes:

Welche Sätze bekommst du immer wieder zu hören, die dich reizen? Um was geht es da? Nimm dir gern Zeit dazu und denke mal über deine letzten Streitereien nach. Kannst du dich noch erinnern, um was es ging? Hier kommen ein paar Anregungen zu Vorwürfen, die am häufigsten bei meinen Kunden in meinen Trainings und Coachings auftauchen:

  • Wird dir vorgeworfen, dass du mehr Zeit als andere brauchst?
  • Oder bist du jemand, der viele Ideen hat, die meisten aber nicht umsetzt?
  • Bist du oft unpünktlich?
  • Stören sich andere an deiner Ordnung? Oder bist du eher unordentlich?
  • Heißt es, dass du zu lieb bist?
  • Hörst du, dass du zu viel arbeitest und zu wenig Zeit für deine Liebsten hast?
  • Bekommst du zu hören, dass du nur an dich denkst?

Auch kannst du in den nächsten Tagen deinen Gesprächspartnern gut zuhören und darauf achten, was sie dir vorwerfen.

Wenn du magst, kannst du für die Perspektive von außen auch mal deine Freunde und Familie fragen, was ihnen dazu einfällt. Das kann sehr hilfreich sein, du brauchst dazu aber auch eine Portion Mut. Und das, was du dann hörst, sind auch nur Wahrnehmungen einzelner Personen. Sollten sich Aussagen häufen, kannst du diese ruhig als Hinweise verstehen. Dabei kommen wir gleich zum nächsten Punkt, der sich da wunderbar anschließt.

Umgang mit Vorwürfen Tipp 2:  Reizfaktor Wahrheit akzeptieren

Oft reagieren wir allergisch auf Äußerungen, von denen wir selbst denken, dass sie wahr sind und die uns selbst stören. Magst du also selbst nicht an dir, dass du chaotisch bist, willst du das erst recht nicht von anderen hören. Sollten das nun also Freunde und Bekannte von dir behaupten, wenn du sie fragst, was sie glauben, was dein wunder Punkt ist, nimm es zunächst so auf.

Die Frage ist dann: Kannst du die Wahrheit akzeptieren? Kannst du akzeptieren, dass der andere mit diesem Vorwurf also Recht hat? Es ist durchaus hilfreich, wenn du dich daran erinnerst, dass wir alle Stärken und Schwächen haben. Du also auch. Genau wie jeder andere Mensch! Du kannst dich jetzt auf deine Stärken fokussieren und deine Schwächen akzeptieren. Auf deinen Schwächen kannst du natürlich auch ewig rumkauen und dich deswegen mies, und schuldig fühlen oder dich sogar schämen. Das kann man machen. Gut tut dir das allerdings nicht.

Möglich ist es auch, dass du an deinen Schwächen arbeitest, wenn sie dich sehr stören. Das geht natürlich auch. Wichtig ist mir dabei, dass dir klar ist, dass es normal ist, in bestimmten Dingen gut zu sein und in anderen dafür nicht.

Ich kann zum Beispiel gut zeichnen und bin kreativ, dafür kann ich mich ganz schlecht orientieren und habe Probleme, Karten zu lesen. Dabei ist es egal, ob ich in einer anderen Stadt bin oder auch in meiner Heimatstadt ;).

Du kannst dich auf deine Stärken fokussieren und hinnehmen, dass du so bist wie du bist. Also mit Stärken und Schwächen. So werden dich solche Äußerungen von anderen auch weniger stören.

Umgang mit Vorwürfen Tipp 3: Schwächen erkennen

Mir hat beispielsweise vor vielen Jahren eine gute Freundin vorgeworfen, dass ich zu viel und zu schnell rede und dadurch manch einen verschrecken mag, weil die nicht wirklich zu Wort kommen.

Das hat mir erst mal sehr weh getan. Ich musste erst mal reflektieren, ob das so stimmt, da ich das nicht gemerkt hatte. Doch ich sah ein, dass sie recht hatte.

Das kam dadurch, dass ich mit zwei Schwestern bei meiner Mutter aufgewachsen bin und wir alle gern und viel reden. Da musste ich immer kämpfen, dass ich auch mal zu Wort kam. Also, Problem erkannt und fast gebannt ;).

Schwächen analysieren

Nimm diese Schwächen, die dir andere vorwerfen, also mal genauer unter die Lupe und schau, ob sie wirklich eine Schwäche sind oder ob andere sie nur als solche sehen.

Ich gebe dir ein weiteres persönliches Beispiel:

Von meiner Schwester darf ich mir immer mal wieder anhören, wie empfindlich ich doch bin. Tja, irgendwann sagte ich mir, ich bin nicht empfindlich, sondern empfindsam. Ich habe eine gute Antenne für andere und wie sie sich gerade fühlen.

Ich fühle schnell mit und kann mich gut in fast jeden hineinversetzen. Das empfinde ich eher als Stärke, die auch dazu geführt hat, dass ich mache, was ich mache. Als Trainerin für gewaltfreie Kommunikation und für meine Arbeit als Business Coach sind das sehr gute Voraussetzungen.

Als meine Schwester es das letzte Mal zu mir sagte, fand ich es nicht mehr so schlimm. Ich konnte ihr entgegnen, dass ich die Empfindsamkeit für meinen Beruf brauche und nutze und dass ich damit jetzt sogar ganz gut damit verdiene.

Ich hätte noch ergänzen können, dass ich damit vielen Menschen helfe, sich selbst und andere besser zu verstehen. Dadurch streiten sie sich weniger, gehen mehr aufeinander zu und haben ein viel wertschätzenderes Miteinander. Genial, oder?

Und ja, man kann Empathie auch als Schwäche sehen, wenn man das denn will. Das ist bei den meisten Stärken so und kommt auf ihre Ausprägung an. Schaue dir auch gern dazu das Wertequadrat von Schulz von Thun an. Das finde ich zu dem Thema mega spannend ;).

Schwächen akzeptieren

Bei den meisten Schwächen macht es meiner Meinung nach Sinn, sie zu akzeptieren. Ich habe auch eine Steuerberaterin, damit ich mich nicht um die Buchhaltung selbst kümmern muss.

Das macht mir weder Spaß, noch kann ich das besonders gut, weil ich mich damit nie richtig intensiv auseinandergesetzt habe. Glücklicherweise ist das etwas, das ich gut delegieren kann. Klar, ich könnte dazu einen Kurs machen, da viel Zeit investieren und dann würde ich das sicherlich auch irgendwie hinbekommen. Doch das würde mich unheimlich viel Kraft kosten und in der Zeit könnte ich andere Dinge erledigen, die mir auch noch Freude machen.

Umgang mit Vorwürfen Tipp 4: Schwächen ändern

Ist dir selbst wichtig, dass zu ändern, in dem du nicht gut bist, mache es auch. Warte nicht lange, sondern starte gleich mit der Veränderung. Nimm dir dabei kleine Schritte vor, damit du nicht direkt am Anfang enttäuscht bist.

So versuchte ich beispielsweise nach dem Vorwurf, dass ich zu viel und zu schnell rede, bei jedem Gespräch mein Tempo etwas zu drosseln. Weniger zu erzählen, andere ausreden lassen und mehr zuzuhören, was sie zu berichten haben, fällt mir mittlerweile leichter. Das hat auch mit meiner Tätigkeit zu tun. Ich erzähle nicht jedes Mal gleich, das mir das auch schon passiert ist und gebe nicht immer meinen Senf dazu ab.

Klar, das funktioniert nicht jedes Mal, aber ich merke schneller, wenn mir das passiert. Nun rede ich immer noch mehr als manch anderer, aber in geringerem Umfang als es früher der Fall war.

Ich werde nie jemand sein, der wortkarg und zurückhaltend ist. Doch das war auch nicht mein Ziel. Zu einer komplett anderen Persönlichkeit kannst du dich auch nicht umwandeln, an Nuancen kannst du jedoch auf jeden Fall arbeiten.

Umgang mit Vorwürfen Tipp 5: Unterschiedliche Maßstäbe

Vor kurzem traf ich mich mit einer Freundin, die mich damals noch nicht kannte. Sie gab mir das Feedback, dass ich einen leisen und ruhigen Eindruck mache, dass ich jemand sei, der nicht schnell redet.

Ich musste innerlich lachen. Klar, ich bin nicht mehr die, die ich mal war. Doch als leise und langsam redend, nimmt sie mich wahr, weil sie einen anderen Maßstab hat. Sie selbst redet so viel und schnell, wie ich es damals wahrscheinlich tat. Ja, manchmal stört mich das, doch nicht genug, dass ich das Bedürfnis habe, das anzusprechen.

Also schaue bei Vorwürfen auch genau darauf, von wem die Vorwürfe kommen. Bist du in der Einarbeitung, wird man andere Erwartungen an dich haben, als wenn du schon lange dabei bist.

Nicht zu vergessen ist auch, dass wir unterschiedlich schnell und präzise arbeiten, weil wir Menschen mit unterschiedlichen Persönlichkeitstypen sind (siehe Linkliste). Auch reden wir unterschiedlich schnell und viel, da wir nicht alle der gleiche Typ Mensch sind.

Mit meinem heutigen Wissen verstehe ich, dass meine Freundin  introvertiert war und dass ich sie, mit meiner im Verhältnis zu ihr extrovertierten Art, überfordert habe. Sie redete halt nicht viel und wesentlich langsamer. Bedenke das also auch bei deinem Umgang mit Vorwürfen.

Es geht also nicht nur um den Inhalt, sondern auch darum, wer den Vorwurf gemacht hat. Wie tickt diese Person? Ist sie von ihrem Verhalten genau das Gegenteil von dir? Dann ist es doch klar, dass ihr bei bestimmten Themen immer wieder aneinandergeraten werdet.

War`s das?

Das war nur ein erster Einblick in dieses sehr spannende Thema, das aus vielen verschiedenen Facetten besteht. Es kann ja auch durchaus passieren, dass du etwas vorgeworfen bekommst, das nicht stimmt oder dich jemand beleidigt. Mehr dazu findest du in der Linkliste ;).

Alles Liebe

deine Susanne

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Susanne Lorenz
Susanne Lorenz

Ich habe mich als Kommunikationstrainerin, Buchautorin und Business Coach auf Führungskräfte spezialisiert, nachdem ich im Anschluss an mein Germanistikstudium selbst mehrere Jahre als Managerin Erfahrungen gesammelt habe. Gewaltfreie Kommunikation ist meine Leidenschaft. Meine Vision ist, dass Menschen am Arbeitsplatz mehr miteinander statt übereinander reden und konstruktiv ansprechen, was sie stört.

Mit meinen Coachings und Trainings erhöhe ich die Transparenz und Wertschätzung in Unternehmen. Mein Blog www.wirksam-kommunizieren.de dreht sich um erfolgreiche Kommunikation im Berufsalltag.

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