Hier geht es zum Seminar Gespräche gekonnt steuern können, statt zuzusehen, wie sie außer Kontrolle geraten
Kommunikationsstörungen: 3 mögliche Ursachen und Tipps
Die Kommunikation mit anderen Menschen ist nicht immer so leicht wie wir sie uns wünschen. Doch damit sie weniger komplex ist, verwenden wir diverse Techniken, auch wenn wir dies meist nicht wirklich bewusst tun.
So gehen wir beispielsweise oft mit vielen Vorannahmen über diverse Dinge und auch über unser Gegenüber ins Gespräch. Das klappt, wenn unsere Vorannahme zutrifft, kann aber auch zu Kommunikationsstörungen führen, wenn das nicht der Fall ist.
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Drei häufige Gründe für Probleme in Gesprächen
Natürlich gibt es ganz viele verschiedene Ursachen für Spannungen in Gesprächen. Viel hängt vom Thema ab, den Beteiligten und auch davon, in welcher Situation man sich befindet.
So gibt es natürlich besonders heikle Themen wie Politik, Sex, Religion oder auch Corona. Oft verstehen wir uns auch falsch, wenn wir mit der Person, mit der wir gerade reden, schon öfter Konflikte hatten. Dann sind wir meistens angespannt und können uns gar nicht mehr so richtig auf die Sachebene fokussieren.
Schwierig wird es auch oft, wenn wir gerade viele Stresshormone ausschütten, weil wir in einem Bewerbungsgespräch sind oder bei einem Date.
Doch in meinen folgenden Erklärungen gehe ich auf drei andere Gründe ein, die oft dazu führen, dass das Gespräch nicht reibungslos verläuft, auch wenn wir uns das eigentlich wünschen. Das ist jetzt also bereits von mir ein Fokus, den ich setze, so wie wir es auch oft in Gesprächen tun ;).
Kommunikationsstörungen: 1. Generalisierungen
Generalisierungen verursachen oft Kommunikationsstörungen. Das liegt daran, dass die meisten Menschen dazu neigen, ihre eigenen Erfahrungen und sogar das, was sie von anderen hören, zu generalisieren, also zu verallgemeinern. Sie schließen also von einigen Erfahrungen darauf, dass das immer so ist. Dabei kann sich das auf alles Mögliche beziehen.
Beispiele:
- Restaurantbesuche
- Menschengruppen
- Firmen (ich denke da an Apple / Samsung u.ä.)
- Sport(arten)
Diese Verallgemeinerungen, die auch oft Vorurteile sind, gehören auch mit zu den häufigen Ursachen von Kommunikationsstörungen.
Das machen wir, weil wir uns zum Beispiel vor erneuten negativen Erfahrungen schützen wollen. Oder auch, um Positives wieder zu erleben (bei positiven Generalisierungen).
Generalisierungen haben also eigentlich eine Schutzfunktion und sind so ursprünglich etwas Gutes. Die Funktion der Verallgemeinerungen ist ganz im Sinne unseres Reptiliengehirns (ein Teil unseres Gehirns), das auf der Suche danach ist, immer wieder Lust zu erleben und Frust zu vermeiden.
Positive Dinge bringen uns also einen Lustgewinn, denn unsere Bedürfnisse werden so erfüllt und tragen zu angenehmen Gefühlen bei. Davon wollen wir mehr.
Negative Erfahrungen führen in der Regel zu unangenehmen Gefühlen, da in dem Moment unsere Bedürfnisse nicht erfüllt wurden. Das ist also eher frustrierend. Davon wollen wir logischerweise weniger. Deswegen verallgemeinern wir, was oft zu Kommunikationsstörungen führt.
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Ein Beispiel zur Generalisierung
Bei mir ist es beispielsweise so, wenn es um die S-Bahn geht. Oft genug habe ich es erlebt, dass sie zu spät kommt oder ausfällt. Meine Generalisierung lautet also: „Auf die S-Bahn kann man sich nicht verlassen!“
Um mich davor zu schützen, nutze ich sie nur, wenn es gar nicht anders geht. Schließlich will ich diesen Frust und die unangenehmen Gefühle nicht wiederholen. Ich bin auch gern pünktlich und zuverlässig und finde es respektlos, wenn ich zu spät komme, auch wenn ich natürlich weiß, dass es auch mal passieren kann und nur menschlich ist. Schließlich kann man auch nicht immer alles 100 %-ig planen.
Und selbst wenn das gelingt, kommt eben manchmal doch etwas dazwischen. Ich bin mir dieser Generalisierung bewusst, doch das liegt wahrscheinlich daran, dass ich mich als Trainerin und Coach viel mit dem Thema Kommunikation beschäftige.
Sicherlich habe ich noch viele andere Generalisierungen, die mich nicht einschränken und über die ich mir keine Gedanken mache. Doch diese Generalisierung hat auch bisher bei mir noch nie zu Kommunikationsstörungen geführt ;).
Tipp für den Umgang mit Generalisierungen
Kommunikationsstörungen entstehen also oft durch Verallgemeinerungen. Was kannst du selbst tun, wenn du das erlebst?
Bemerkst du solche Generalisierungen bei deinem Gegenüber, hast du die Möglichkeit, über gezielte Fragen herauszubekommen, wie der andere darauf kommt. („Wie kommst du dazu/darauf?“, „War das wirklich immer der Fall?“, „Wie oft war das?“).
Dabei ist es schon sinnvoll, dass du auch auf deine Körpersprache und deinen Ton achtest, sonst wirkst du gegebenenfalls wie die spanische Inquisition ;). Doch wenn du wirklich neugierig bist, kommen diese Fragen auch meistens so rüber, wie es gedacht ist. Außer, du hast da gerade den empfindlichen Punkt deines Gegenübers erwischt.
So weiß ich nun auch durch neue Erfahrungen, dass die S-Bahn auch immer wieder pünktlich kommt.
Ein Beispiel, um Generalisierungen aufzulösen
So hatte ich einmal eine Dame in einem meiner Kurse, die der Meinung war, dass keiner ihrer Jobcenterkunden irgendetwas aus dem gemeinsamen Coaching umsetzt.
Keiner? Irgendetwas? Naja, über verschiedene Fragen kamen wir zu dem Ergebnis, dass es vielleicht ein Drittel ist, das nichts umsetzt. Schon besser ;).
Hier kommen wieder die Gefühle ins Spiel. Sie war frustriert, da sie den Eindruck hatte, dass die Menschen nicht wirklich umsetzen, was sie vorher besprochen hatten. Dadurch entstand dann die Generalisierung, die ja eine klare Übertreibung ist.
So nahm sie sich aber auch die Freude, die entsteht, wenn sie sich auf die Kunden und Kundinnen konzentriert, die eben doch auch aktiv werden und ihre Tipps umsetzen.
Und wenn wir mal genauer hinsehen, sind doch 70 %, die das Gesprochene umsetzen, echt viel, oder?
Das heißt, wir haben durch die Auflösung der Generalisierung sogar positive Gefühle geschaffen und ihr somit auch eine andere Einstellung zu ihrer Arbeit und ihrem Wirken verschafft. Genial, oder?
Generalisieren erkennst du also durch Verallgemeinerungen wie „alle“, „keiner“, „jeder“, „niemand“ und ähnliches.
Kommunikationsstörungen: 2. Tilgung- Weglassen, was man als bekannt voraussetzt
Um die Kommunikation weniger umfangreich zu gestalten, lassen wir auch oft Dinge weg, wenn wir diese als bereits bekannt voraussetzen. Damit wir nicht zu jedem Wort alle Details geben und so unsere Sätze nicht ewig lang werden lassen müssen.
Auch Tilgungen passieren unbewusst und sind kein geplantes Vorgehen. Das erfolgreiche Tilgen gelingt nicht immer, denn manchmal nehmen wir dies an, doch der andere weiß nicht genau, was wir meinen. Durchaus kann es zu Kommunikationsstörungen oder auch zu einer Beziehungsstörung kommen.
Beispiele für Tilgungen
Wenn ich mich beispielsweise mit meinen Trainerkollegen über Flipcharts unterhalte und sage, dass ich das nachbestellen will, muss ich nicht erklären, was das ist. Anderen müsste ich erzählen, dass es eine Art großes, in der Regel kariertes Blatt mit Aufhängung darstellt, auf dem ich zeichnen und schreiben kann.
Oder auch in einem Team: Wenn man dort über bestimmte Leute spricht, die vielleicht schon Spitznamen haben, muss man nicht mehr erklären, wen man meint. Das kann schief gehen, wenn nun neue Mitarbeiter dazu kommen.
Oder auch in Partnerschaften. Da kann die Frage, „Wollen wir ins Kino gehen?“ schneller beantwortet werden, wenn man bisher immer in ein und dasselbe Kino gegangen ist. Geklärt wird dann nur noch der Film und die Zeit. Ändert sich der Partner jedoch, müssen viele Dinge wieder neu geklärt werden.
Wenn du also bestimmte Informationen nicht hast und du diese dringend zum Verständnis brauchst, frage definitiv nach.
Manche wollen nicht als dumm wahrgenommen werden und fragen deswegen nicht nach. Doch oft ist es aufwändiger, wenn man nicht gleich nachfragt und so am Ende doch mehr Arbeit hat.
Woran erkennst du es, wenn der andere noch Fragen hat?
Wenn du weniger Kommunikationsstörungen haben möchtest, in denen es um Unklarheiten durch Tilgungen geht, achtest du im Austausch auch auf die Mimik des anderen. Dort siehst du am ehesten, ob der andere noch Fragen hat oder nicht.
Die Körpersprache gibt uns ebenfalls Auskunft darüber, ob unser Gegenüber noch bei uns ist.
- Runzelt er die Stirn?
- Nickt er viel und fleißig?
- Meidet dein Gegenüber den Blickkontakt?
Das sind natürlich nur keine Beweise, sondern nur Hinweise, dass vielleicht doch nicht alles klar ist. Im Stress geht das meistens auch unter, dass wir auf den anderen achten und genauer schauen, was uns die Mimik über den anderen und seine Stimmung verrät.
Besonderes Augenmerk solltest du darauf legen, wenn es um schwierige Gespräche geht oder auch, wenn du mit Menschen sprichst, die beispielsweise noch nicht so lange in deinem Team sind.
Kommunikationsstörungen: 3. Verzerrung- Informationen bekommen eine emotionale Bedeutung
Verzerrungen können auch zu Kommunikationsstörungen führen. Durch Verzerrungen kommunizieren wir unsere Gefühlswelt, also welche Bedeutung etwas für uns hat. Dieses Verzerren kann positiv oder negativ sein.
Diese emotionale Bedeutung ist kein genereller Bestandteil des Wortes, kann also bei jedem sehr individuell sein. So kann es auch hier zu Kommunikationsstörungen kommen, da der eine dieses Wort positiv besetzt hat und der andere eher negativ.
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Ein Beispiel für eine Verzerrung
Das Wort „dominant“ ist an sich nicht negativ besetzt. Es ist zwar meistens in der Gesellschaft eher positiv bei Männern angesehen, wenn sie dominant sind und weniger schön, wenn das auf Frauen zutrifft. Doch das ist keine Bedeutung, die dem Wort an sich anhaftet.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich als junge Führungskraft die Position bekommen habe, die ein anderer schon etwas älterer Manager eigentlich haben wollte.
Vorher war ich in der Hierarchie unter ihm und nun war ich über ihm. Ich habe ihm unterstellt, dass er damit nicht klar kommt und dass er neidisch auf mich ist. Als er also eines Tages zu mir meinte, dass ich dominant sei, konnte ich das gar nicht annehmen.
Ich war richtig sauer und fühlte mich beleidigt. Das Wort an sich konnte dafür nichts. Doch in meinem Kopf war es negativ besetzt und dadurch, dass er es zu mir sagte, dachte ich erst recht, es wäre beleidigend gemeint. Auf meiner Seite lag hier auf jeden Fall eine Störung in der Kommunikation vor. Ich habe ja zunächst nichts gesagt.
Erst im Gespräch klärte es sich, dass er das nicht so meinte. Er fand es gut, dass ich in jungen Jahren ein gewisses Verhalten zeigte. Total baff war ich da, da ich mich auch gar nicht so wahrnahm…
Je nach Situation, kannst du durch Fragen herausbekommen, warum der andere so reagiert. Das machen wir in der Regel eher, wenn wir mitbekommen, dass der andere etwas nicht so definiert wie wir.
Wir können dann fragen, warum sich der andere gerade so ärgert oder warum das so toll ist, wenn uns das überrascht. Doch auch hier setzt das voraus, dass wir das mitbekommen ;).
Fazit Kommunikationsstörungen
Es geht also nicht darum, diese Techniken nicht anzuwenden, denn sie passieren ja wie hier beschrieben in der Regel unbewusst. Schließlich haben sie auch die Funktion, es uns zu ermöglichen, die auf uns einströmende Informationsflut leichter zu handeln.
Mir war es eher wichtig dich dafür zu sensibilisieren, dass dadurch Kommunikationsstörungen entstehen können. So hast du die Möglichkeit, in Gesprächen darauf zu achten, aber auch bei dir selbst zu schauen, warum bei dir manche Dinge beispielsweise immer negativ besetzt sind.
Ich bin auf jeden Fall ein Fan davon, besser zu verstehen, warum manche Dinge so sind wie sie sind. Mit dem Wissen kannst du jetzt schauen, was du damit genau machen willst.
Alles Liebe
deine Susanne
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