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Mimikresonanz – bemerkenswerte Erkenntnisse über Gefühle
Im Gespräch das Gesicht des Gegenübers lesen zu können, macht einiges leichter. Bei manchen Menschen ist das auch gut zu sehen. Sie sind zu lesen wie ein Buch. Andere hingegen sind sehr geübt darin, ein Pokerface zu machen. Da ist es recht hilfreich, wenn man die Mimikresonanz kennt.
Die wahren Gefühle im Gesicht lesen
Was ist Mimikresonanz eigentlich? Dabei geht es darum, Gesichter und die durch die Mimik ausgedrückten Emotionen besser lesen zu können. Das hilft uns zum Beispiel bei Mitarbeitergesprächen und generell bei Konflikten.
Unsere Mimik können wir größtenteils beeinflussen. Wir können die Augenbrauen bewusst zusammen ziehen, die Nase rümpfen, die Mundwinkel nach oben ziehen. Doch es gibt auch einen Bereich, den wir nicht beeinflussen können. Und da wird es besonders spannend.
Mikro- und Makroexpressionen
In der Mimikresonanz wird unterschieden zwischen Mikroexpresssionen und Makroexpressionen. Letztere können wir bewusst steuern, wie oben beschrieben. Somit sind sie als Indikator für die Gefühle des anderen nur bedingt zuverlässig.
Mikroexpressionen hingegen, die nur 125-200 Millisekunden dauern, können wir nicht steuern. Festgestellt wurde, dass diese Mikroexpressionen dann auftauchen, wenn das Gesagte und Gefühlte nicht übereinstimmen. Also, wenn deine Mitarbeiterin zum Beispiel sagt, sie wäre zufrieden mit den Arbeitsbedingungen, das allerdings nicht stimmt.
Mikroexpressionen sind also gute Hinweise auf die Gefühle, die sich im anderen gerade abspielen. Es kann durchaus sein, dass unser Kollege gerade Freude zeigt, als wir über unsere Beförderung sprechen, sich jedoch einen kurzen Augenblick auch Angst erkennen lässt. Dies kann meist nur ein geschultes Auge, da der Augenblick recht kurz ist.
Ekmans Forschungen als Basis
Es gibt verschiedene Ansätze zu den Grundemotionen. Paul Ekmans Forschungen ergeben sieben Basis-Emotionen:
In seinen Forschungen fand Ekman heraus, dass diese Emotionen universell sind, das heißt, egal in welchem Land er war, die Mimik bei diesen Gefühlen war identisch.
Das verhält sich beispielsweise bei Gesten anders, diese sind durchaus kulturell unterschiedlich. Dementsprechend konzentriert sich die Mimikresonanz mehr auf die Mimik als auf die restliche Körpersprache, wenn es um das Beobachten von Gefühlen geht.
Zusätzlich sorgt die Verknüpfung unserer mimischen Muskulatur mit dem limbischen System dafür, dass wir Emotionen besonders deutlich im Gesicht erkennen können. Interessant ist hier auch die Wechselwirkung von Mimik und Gefühlen, die auch als Facial-Feedback-Hypothese bekannt ist.
Wir können bewusst durch unsere Mimik unsere Gefühle steuern und durch die entsprechenden Gesichtsausdrücke Freude oder auch Ärger auslösen. Das kann beispielsweise bewusst genutzt werden, um Depressionen entgegen zu steuern.
Ekman und Friesen haben aufgrund ihrer Forschungen 1978 das facial action coding system für Mimikscouting veröffentlicht. Dieser „Atlas der menschlichen Mimik“, der über 700 Seiten lang ist, beschreibt die einzelnen action units, also die mimischen Bewegungseinheiten. Anhand derer werden die Gesichtsausdrücke eingeteilt und gelesen.
Mimikresonanz und gewaltfreie Kommunikation
Überall, wo wir intensiv mit Menschen arbeiten, macht es Sinn, auf die Gefühle des anderen zu achten. Emotionen in Gesichtern zu erkennen und zusätzlich angemessen damit umzugehen, ermöglicht es uns, wertschätzendend und beziehungsfördernd miteinander umzugehen. So sorgen wir besonders als Führungskraft dafür, dass wir ein besseres Miteinander haben und eine kooperative Arbeitsatmosphäre. Wir merken schneller, wenn etwas im Team nicht stimmt und können schneller handeln.
Zu meinem Thema passt das auch wunderbar. Schließlich arbeite ich als Trainer und Coach im Business Kontext viel mit der gewaltfreien Kommunikation.
Der erste Schritt der gewaltfreien Kommunikation ist die Beobachtung von Geschehnissen, die in uns Gefühle auslösen.
Auch in der Mimikresonanz geht es darum, erst einmal zu beobachten, was wir bei dem anderen wahrnehmen können. Interpretationen lassen wir dabei außen vor.
Bei der gewaltfreien Kommunikation geht es unter anderem auch darum, die Menschen besser zu verstehen, besonders ihre Gefühle und Bedürfnisse. Dafür ist die Mimik ein guter Indikator und die Mimikresonanz ein passendes Hilfsmittel.
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Mimikresonanz- braucht man das?
Ist es nicht so, dass eh jeder Mensch die Gefühle des anderen erkennen kann? Nein. Was wir leicht erkennen, ist, ob sich jemand wohl oder unwohl fühlt.
Auch in meinen Seminaren zur gewaltfreien Kommunikation fällt es den Teilnehmern nicht immer leicht, die Gefühle des Gegenübers zu lesen. Das liegt daran, dass die meisten von uns es verlernt haben, Mimik lesen zu können.
Dementsprechend ist es hilfreich, diese Fähigkeit wieder aufzufrischen. An sich tragen wir sie in uns und müssen sie nicht komplett neu erlernen. Als Kind haben wir damit keine Probleme und erzielen eine hohe Trefferquote. Doch mit der Zeit verlassen wir uns mehr und mehr auf die Worte unserer Mitmenschen. Die Mimikresonanz gibt uns da Hilfestellung im Erkennen der Gefühle anhand der Mimik.
Fazit
Lesen wir die Gefühle im Gesicht des anderen nur oberflächlich, kommen wir der Wahrheit oft nicht auf den Grund. Ob unser Mitarbeiter wirklich zufrieden ist oder nicht, erkennen wir nur, wenn wir genauer hinsehen.
Die Mimikresonanz gibt uns lediglich Hinweise, nicht Beweise. Nur weil wir sehen, dass der andere kurz die Nase rümpft bei einem Thema, wissen wir noch lange nicht, warum der andere sich jetzt so fühlt. Hinsehen ist also nur der erste Schritt. Nachfragen, zuhören, in den Austausch kommen, folgen erst danach.
Alles Liebe
deine Susanne
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