Hast du auch den Eindruck, dass deine Bitten bei deinen Mitarbeitern oft nicht ankommen? Du bekommst zwar ein „ja, okay“, doch es passiert nichts? Denkst du, du musst doch alles allein machen, weil die meisten nicht deinen Aufträgen folgen?

Das kann sein, weil du deine Bitte ungenau formuliert oder zu viele Weichmacher benutzt hast. Im Folgenden gebe ich dir einige Tipps, wie du deine Bitten so formulierst, dass der andere sie besser versteht und sie auch umsetzt.

Bitten in der gewaltfreien Kommunikation

In der gewaltfreien Kommunikation, über die ich bereits einige Artikel schrieb, geht es nicht nur um die Gefühle und Bedürfnisse der Anwesenden. Die Schritte dieser Methode enden mit der Bitte. Diese kannst du an dich selbst oder an den anderen stellen.

Wichtig ist, dass es sich wirklich um eine Bitte und nicht um eine Forderung handelt.

Ob es sich bei deiner Bitte wirklich um eine Bitte und keine Forderung gehalten hat, merkst du an der eigenen Reaktion auf die Ablehnung.

Wir haben jedoch keine Macht über den anderen, entweder er hilft uns jetzt bei der Erfüllung unserer Bedürfnisse oder auch nicht. Tut er dies nicht, ist es meist so, dass er im Moment ganz andere Bedürfnisse hat.

Dann ist das so und es macht mehr Sinn, das einfach zu akzeptieren und nach anderen Strategien zur Bedürfniserfüllung zu schauen. Bitte dich, das anzunehmen und selbst nach einem Weg zu schauen, wie es auch anders gehen könnte.

1. Erfolgreich bitten: positiv formulieren

Erstmal achte darauf, dass du positiv formulierst. Das ist schon die erste Schwierigkeit, denn die meisten Menschen sind es gewöhnt, besonders im Deutschen, mit Verneinungen und negativen Formulierungen zu arbeiten. „Mach das nicht mehr so“, „ich möchte keine … mehr“ usw.

Also achte in den nächsten Tagen darauf, dass du deine Bitten positiv formulierst. „Komm pünktlich“ heißt es dann statt „Komm nicht mehr zu spät“. „Lege die Akten alphabetisch ab“ anstatt „Lege die Akten nicht mehr nach Eingangsdatum ab“.

2. Erfolgreich bitten: konkret werden

Sind deine Bitten nicht konkret, weiß der andere nicht, was er genau machen soll. „Sei hilfsbereit“, „kümmere dich mehr um die Kunden“, „arbeite besser“ sind einige Beispiele.

Tja, was heißt „Sei hilfsbereit“ jetzt im Einzelfall? Schließlich bedeutet Hilfe nicht für jeden das gleiche. Geht es darum, für den Kollegen mitzukopieren, beim Bestellen nachzufragen, wer noch etwas braucht oder was jetzt genau?

Und was ist mit „besser arbeiten“? Vielleicht geht es um organisierteres Arbeiten? Dann könnte es heißen: „Erstelle dir jeden Morgen eine To-Do-Liste und zeige sie mir zu Beginn des Tages“ (zum Beispiel in der Einarbeitungszeit). Das wäre ganz konkret.

3. Erfolgreich bitten: Umsetzbarkeit

Die Bitten sollten von deinem Gegenüber auch umsetzbar sein, also einerseits realistisch und beeinflussbar.

Schau dabei auch, was deine Maßstäbe sind. Wenn du denkst, der andere kann das komplette Aktensystem an einem Tag ändern, heißt das noch lange nicht, dass das für den anderen machbar ist. Das hat auch immer etwas mit den Kompetenzen und Fähigkeiten zu tun.

Kann derjenige, der den Auftrag ausführen soll, alles was du kannst und auch in der selben Geschwindigkeit?

4. Erfolgreich bitten: zeitnah äußern und umsetzen

Bei diesem Aspekt geht es um beides, einerseits solltest du deine Bitte zeitnah aussprechen. Warte also nicht zu lange, bis du ansprichst, was dich stört und was du umgesetzt bekommen möchtest.

Andererseits ist es elementar, dass du Bitten stellst, die der andere auch bald umsetzen kann. Deswegen macht es auch Sinn, bei größeren Projekten die Aufgaben in kleinere Häppchen aufzuteilen. Damit es eben nicht drei Monate dauert, bis der erste Schritt erledigt ist.

5. Erfolgreich bitten: ohne Weichmacher

Achte darauf, wie du dabei deine Bitte an die Frau oder den Mann bringst. Tendierst du dazu, Weichmacher zu nutzen? Also so etwas wie „vielleicht“, „eventuell“, „möglicherweise“?

Also sag nicht „Könntest du eventuell, wenn du später die Bestellung machst, für unsere Abteilung noch einen neuen Kopierer bestellen?“ Formuliere es eher so: „Bitte bestelle für uns einen neuen Kopierer mit.“ Das Danke kannst du gern ergänzen, das macht das Ganze höflicher ;).

Tipps für die Umsetzung

1. Suche dir ein leichtes Ziel

Bei wem fällt es dir am leichtesten? Mache es dir erst mal so einfach wie möglich, damit du nicht gleich zu Anfang demotiviert bist.

Hast du bisher eher selten Bitten ausgesprochen, dann fällt es dir nun mal nicht leicht. Da kannst du nicht erwarten, dass das von jetzt auf gleich besser wird. Also mache es Stückchen für Stückchen.

Du möchtest mehr Geld von deiner Chefin, doch mit ihr fällt es dir besonders schwer? Dann lass es erst mal. Die nette Kollegin, mit der du dich gut verstehst, die dir aber sehr private Dinge erzählt, die du eigentlich nicht wissen möchtest, kann dein Anfang sein.

2. Genieße den Erfolg

Hat es funktioniert? Hat der Kollege dir jetzt auch Kaffee mitgebracht? Kannst du nun auch mal früher gehen, wie die andere Führungskraft das öfter macht?

Dann freue dich! Klingt das jetzt banal für dich? Egal banal :). Kleine Erfolge muss man auch feiern, denn die geben dir die Kraft, weiterzumachen.

3. Weitermachen, auch wenn es mal nicht klappt

Denke aber auch daran, dass es normal ist, dass es nicht immer klappt. Lass dich davon nicht abhalten, weiter zu üben.

Das ist wie bei allem anderen im Leben, das man ändern will. Sei es, weil du mehr Sport machen, dich gesünder ernähren oder dich weniger stressen willst. Die Kunst dabei ist, dranzubleiben und nicht aufzugeben.

Dann hat es eben mal nicht geklappt, na und? Probiere es einfach weiter.

Schließlich fallen kleine Kinder beim Laufen lernen auch immer wieder hin und stehen trotzdem jedes Mal auf und probieren es weiter.

Denk an dein Ziel

Dabei dein Ziel im Blick zu haben, hilft dir natürlich. Also überlege dir auch im Vorfeld, warum es für dich wichtig ist. Was macht es dir alles im Leben leichter, wenn du die Menschen in deinem Arbeitsumfeld und auch zu Hause um Dinge bittest und diese sie dir dann auch erfüllen?

Alles Liebe

deine Susanne

P.S.: 

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Zum Weiterlesen

Kritik wertschätzend äußern

Gewaltfreie Kommunikation am Arbeitsplatz

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Eigene Einstellung überdenken

Kommunikationsstörungen

Grundannahmen der gewaltfreien Kommunikation

Bedürfnisse besser verstehen

Workshop Wirksam delegieren

Hier kannst du dir den Blogartikel auch anhören

Susanne Lorenz
Susanne Lorenz

Ich habe mich als Kommunikationstrainerin, Buchautorin und Business Coach auf Führungskräfte spezialisiert, nachdem ich im Anschluss an mein Germanistikstudium selbst mehrere Jahre als Managerin Erfahrungen gesammelt habe. Gewaltfreie Kommunikation ist meine Leidenschaft. Meine Vision ist, dass Menschen am Arbeitsplatz mehr miteinander statt übereinander reden und konstruktiv ansprechen, was sie stört.

Mit meinen Coachings und Trainings erhöhe ich die Transparenz und Wertschätzung in Unternehmen. Mein Blog www.wirksam-kommunizieren.de dreht sich um erfolgreiche Kommunikation im Berufsalltag.

2 Kommentare

  1. Liebe Susanne,

    Eine Alternative zur Bitte im vierten Schritt kann auch eine offene Frage sein. Sie hat mindestens zwei Vorteile: Die Bitte kann nicht als Forderung bei „Forderungs-Allergikern“ (die gibt es!) missinterpretiert weden und eine vom Gegenüber selbst vorgeschlagene oder gemeinsam erarbeitete Lösung hat auch eine gute Chance umgesetzt zu werden. Das kann sogar eine Lösung sein, die keine Verhaltensänderung des Gegenübers notwendig macht und dennoch keinem weh tut.

    Beispiel für einen Zu-Spät-Kommer:
    „Hast Du eine Idee, wie wir (Angebot der Unterstützung) es hinbekommen, dass Du die nächsten drei Male rechtzeitig am Teammeeting teilnimmst?“

    Mögliche Lösungen können sein:
    – separaten Wecker stellen
    – realer oder virtueller „Freundlicher Meeting-Abholservice“
    – …
    – umstellen der Agenda: Der (in meinen Augen besonders bei Homeoffice und verteilten Teams notwendige) „Team-Smalltalk“ kommt an den Anfang der Agenda.

    Liebe Grüße
    Reinhard

    • Lieber Reinhard, danke dir für deinen tollen Kommentar mit den praktischen Tipps. Da hast du total Recht und ich nutze am Ende auch gern Fragen, da sie das Gespräch öffnen. Mir ging es hier nur erstmal darum, die Bitte an sich zu erläutern ;).

      Liebe Grüße
      Susanne

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