Hast du auch den Eindruck, dass deine Bitten bei deinen Mitarbeitern oft nicht ankommen? Du bekommst zwar ein „ja, okay“, doch es passiert nichts? Denkst du, du musst doch alles allein machen, weil die meisten nicht deinen Aufträgen folgen?

Das kann sein, weil du deine Bitte ungenau formuliert oder zu viele Weichmacher benutzt hast. Im Folgenden gebe ich dir einige Tipps, wie du deine Bitten so formulierst, dass der andere sie besser versteht und sie auch umsetzt.

Bitten formulieren in der gewaltfreien Kommunikation

In der gewaltfreien Kommunikation, über die ich bereits einige Artikel schrieb (siehe Linkliste), geht es nicht nur darum, Konflikte wertschätzend und auf Augenhöhe anzusprechen oder aufzulösen.

Superheld

Hier kannst du dir den Beitrag auch anhören

Jeder der vier Schritte der gewaltfreien Kommunikation hat eine bestimmte Funktion. So ist auch jeder der einzelnen Schritte an sich wertvoll und unterstützt dich dabei, effektiver und wertschätzender zu kommunizieren. Du musst sie also gar nicht alle in Kombination nutzen, sondern kannst auch einzelne der vier Schritte anwenden, um deine Kommunikation zu verbessern.

Vier Schritte der gewaltfreien Kommunikation

Die Schritte dieser Methode enden mit der Bitte. Diese kannst du an dich selbst oder an den anderen stellen.

Wichtig ist, dass es sich wirklich um eine Bitte und nicht um eine Forderung handelt. Ob es sich bei deiner Bitte wirklich um eine Bitte und keine Forderung gehalten hat, merkst du an der eigenen Reaktion auf die Ablehnung. Wirst du dann wütend, warst du dir wahrscheinlich nicht bewusst, dass du doch eher fordernd unterwegs warst ;). Dadurch wird das erfolgreiche Bitten unmöglich. Denn dein Gegenüber wird an deiner Körpersprache merken, ob du gerade offen bist oder fordernd.

Wir haben jedoch keine Macht über den anderen, auch wenn wir das oft denken. Entweder er hilft uns jetzt bei der Erfüllung unserer Bedürfnisse oder auch nicht. Tut er dies nicht, ist es meist so, dass er im Moment ganz andere Bedürfnisse hat.

Natürlich kann es auch sein, dass du aus deiner Führungsposition heraus, Forderungen stellst und diese dann auch erfüllt werden. Dann bekommst du schon, was du willst. Wenn der andere allerdings nicht davon überzeugt ist, was er da machen soll, hat das negative Auswirkungen auf eure Zusammenarbeit.

Dann ist das so und es macht mehr Sinn, das einfach zu akzeptieren und nach anderen Möglichkeiten zur Bedürfniserfüllung zu schauen. Bitte dich, das anzunehmen und selbst nach einem Weg zu schauen, wie es auch anders gehen könnte.

1. Erfolgreich bitten: positiv formulieren

Erstmal achte darauf, dass du deine Bitten positiv formulierst. Das ist schon die erste Schwierigkeit, denn die meisten Menschen sind es gewöhnt, besonders im Deutschen, mit Verneinungen und negativen Formulierungen zu arbeiten. „Mach das nicht mehr so“, „Ich möchte keine … mehr“ usw.

Also achte in den nächsten Tagen darauf, dass du deine Bitten positiv formulierst. „Komm bitte pünktlich“ heißt es dann statt „Komm nicht mehr zu spät“. „Bitte lege die Akten alphabetisch ab“ anstatt „Lege die Akten nicht mehr nach Eingangsdatum ab“.

2. Erfolgreich bitten: konkret werden

Sind deine Bitten nicht konkret, weiß der andere nicht, was er genau machen soll. „Sei hilfsbereit“, „Kümmere dich mehr um die Kunden“ oder auch „Arbeite besser“ sind einige Beispiele.

Tja, was heißt „Sei hilfsbereit“ jetzt im Einzelfall? Schließlich bedeutet Hilfe nicht für jeden das gleiche. Geht es darum, für den Kollegen mitzukopieren, beim Bestellen nachzufragen, wer noch etwas braucht oder was jetzt genau?

Und was ist mit „besser arbeiten“? Vielleicht geht es um organisierteres Arbeiten? Dann könnte es heißen: „Bitte erstelle dir jeden Morgen eine To-Do-Liste und zeige sie mir zu Beginn des Tages“ (zum Beispiel in der Einarbeitungszeit). Das wäre ganz konkret.

Superkräfte für Führungskräfte Mock up Media

Superkräfte für Führungskräfte

In diesem Buch erfährst du, wie du dich Konfliktsituationen gekonnt stellst und mit deinem Team auch die schwierigsten Themen souverän löst.

3. Erfolgreich bitten: Umsetzbarkeit

Wenn du erfolgreich bitten willst, sollte die Bitte von deinem Gegenüber auch umsetzbar sein, also einerseits realistisch und beeinflussbar.

Schau dabei auch, was deine Maßstäbe sind. Wenn du denkst, der andere kann das komplette Aktensystem an einem Tag ändern, heißt das noch lange nicht, dass das für den anderen machbar ist. Das hat auch immer etwas mit den Kompetenzen und Fähigkeiten zu tun.

Kann derjenige, der den Auftrag ausführen soll, alles was du kannst und auch in der selben Geschwindigkeit? Darüber solltest du auf jeden Fall im Vorfeld nachdenken. Ansonsten kannst du das natürlich auch im Gespräch mit dem anderen klären. Auf jeden Fall sollte dir bewusst sein, dass es sein kann, dass der andere die Bitte als nicht umsetzbar empfindet.

4. Erfolgreich bitten: zeitnah äußern und umsetzen

Bei diesem Aspekt geht es um beides: Einerseits solltest du deine Bitte zeitnah aussprechen. Warte also nicht zu lange, bis du ansprichst, was dich stört und was du umgesetzt bekommen möchtest.

Andererseits ist es elementar, dass du Bitten stellst, die der andere auch bald umsetzen kann. Deswegen macht es auch Sinn, bei größeren Projekten die Aufgaben in kleinere Häppchen aufzuteilen. Damit es eben nicht drei Monate dauert, bis der erste Schritt erledigt ist. Das gehört definitiv zum erfolgreich bitten dazu!

5. Erfolgreich bitten: ohne Weichmacher

Beim Formulieren deiner Bitte gibt es noch einen weiteren spannenden Aspekt, der deine Bitte erfolgreicher macht. Achte darauf, wie du deine Bitte an die Frau oder den Mann bringst. Tendierst du dazu, Weichmacher zu nutzen? Also Begriffe wie „vielleicht“, „eventuell“, „möglicherweise“? Ist das der Fall, probiere es mal ohne diese Begriffe.

Also sag nicht „Könntest du eventuell, wenn du später die Bestellung machst, für unsere Abteilung noch einen neuen Kopierer bestellen?“ Formuliere es eher so: „Bitte bestelle für uns einen neuen Kopierer mit.“ Das „Danke“ kannst du gern ergänzen, das macht das Ganze höflicher ;).

Lässt du die Weichmacher weg, erhöht dass die Wahrscheinlichkeit, dass dein Gegenüber die Bitte auch erst nimmt und sie dann auch umsetzt. Das ist bei dem Beispiel mit dem Kopierer vielleicht nicht ganz so wichtig. Doch oft geht es uns selbst um Dinge, die uns am Herzen liegen und das kommt beim anderen einfach nicht so rüber, weil wir zu viele Weichmacher nutzen.

Ich will damit nicht sagen, dass du gar keine Weichmacher mehr nutzen sollst. Denn natürlich kannst du diese auch in bestimmten Situationen bewusst einsetzen, weil du nicht zu fordernd wirken willst. Doch darin liegt für mich der Unterschied: es unbewusst machen oder es bewusst einsetzen ;).

Zusammenfassung

erfolgreich bitten formulieren

Tipps für die Umsetzung

1. Suche dir ein leichtes Ziel

Bei wem fällt es dir am leichtesten? Mache es dir erst mal so einfach wie möglich, damit du nicht gleich zu Anfang demotiviert bist.

Hast du bisher eher selten Bitten ausgesprochen, dann fällt es dir nun mal nicht leicht. Da kannst du nicht erwarten, dass das von jetzt auf gleich besser wird. Also mache es Stückchen für Stückchen.

Du möchtest mehr Geld von deiner Chefin, doch mit ihr fällt es dir besonders schwer? Dann lass es erst mal. Die nette Kollegin, mit der du dich gut verstehst, die dir aber sehr private Dinge erzählt, die du eigentlich nicht wissen möchtest, kann dein Anfang sein.

2. Genieße den Erfolg

Hat es funktioniert mit deiner Bitte? Hat der Kollege dir jetzt auch Kaffee mitgebracht, der sonst immer den anderen Kaffee mitbringt? Kannst du nun auch mal früher in den Feierabend gehen, anstatt ständig Überstunden zu machen so wie die andere Führungskraft das auch macht?

Dann freue dich über jeden kleinen Erfolg! Klopf dir innerlich selbst auf die Schulter, gönn dir ein Eis oder etwas anderes, das dich glücklich macht. Klingt das jetzt banal für dich? Egal banal :). Kleine Erfolge muss man auch feiern, denn diese Erfolge geben dir die Kraft, weiterzumachen. Außerdem ist es sogar durch Studien erwiesen, dass uns Dankbarkeit zufriedener macht.

3. Weitermachen, auch wenn es mal nicht klappt

Denke aber auch daran, dass es normal ist, dass es nicht immer klappt mit dem erfolgreich bitten. Lass dich davon nicht abhalten, weiter zu üben, wie du deine Bitten am besten formulierst.

Das ist wie bei allem anderen im Leben, das man ändern will. Sei es, weil du mehr Sport machen, dich gesünder ernähren oder dich weniger stressen willst. Die Kunst dabei ist, dranzubleiben und nicht aufzugeben.

Dann hat es eben mal nicht geklappt, na und? Probiere es einfach weiter.

Schließlich fallen kleine Kinder beim Laufen lernen auch immer wieder hin und stehen trotzdem jedes Mal auf und probieren es weiter.

Denk an dein Ziel

Bei der Formulierung deiner Bitte dein Ziel im Blick zu haben, hilft dir natürlich. Also überlege dir auch im Vorfeld, warum es für dich wichtig ist. Was macht es dir alles im Leben leichter, wenn du die Menschen in deinem Arbeitsumfeld und auch zu Hause um Dinge bittest und diese sie dir dann auch erfüllen? Was haben deine Mitarbeitenden davon, wenn sie dich unterstützen?

Ich empfinde das zum Beispiel auch als Zeichen von Vertrauen, wenn man andere Menschen um etwas bittet. Auch kann es -je nach Thema- auch eine Form der Mitarbeiterentwicklung und -bindung sein, wenn du ihnen so immer wieder spannende Aufgaben gibst.

Fazit erfolgreich bitten

Du siehst, es gibt hier verschiedene Faktoren, die dazu führen, ob deine Bitte erfolgreich ist oder nicht. Um deine Bitte zu formulieren, solltest du darauf achten, dass diese für dich und den anderen stimmt. Sei auch weiter offen, wenn der andere nicht gleich „Ja“ sagt. Das heißt nicht, dass er gar nicht interessiert ist, dir zu helfen. Probiere es einfach mal aus und schau, wie sich das für dich anfühlt.

Wünschst du dir beim Thema erfolgreich bitten oder generell bei der Kommunikation mit deinem Team Unterstützung, kontaktiere mich gern. Über die Kontaktseite kannst du mich anschreiben oder dir auch über meinen online Kalender direkt einen Termin für ein unverbindliches Kennenlernen aussuchen.

Alles Liebe

deine Susanne

Lust auf mehr?

Workshop Wirksam delegieren

Buch Superkraft Selbstfürsorge

Werte in Unternehmen

Kritik wertschätzend äußern

Gewaltfreie Kommunikation am Arbeitsplatz

Susanne Lorenz
Susanne Lorenz

Ich habe mich als Kommunikationstrainerin, Buchautorin und Business Coach auf Führungskräfte spezialisiert, nachdem ich im Anschluss an mein Germanistikstudium selbst mehrere Jahre als Managerin Erfahrungen gesammelt habe. Gewaltfreie Kommunikation ist meine Leidenschaft. Meine Vision ist, dass Menschen am Arbeitsplatz mehr miteinander statt übereinander reden und konstruktiv ansprechen, was sie stört.

Mit meinen Coachings und Trainings erhöhe ich die Transparenz und Wertschätzung in Unternehmen. Mein Blog www.wirksam-kommunizieren.de dreht sich um erfolgreiche Kommunikation im Berufsalltag.

Hier kannst du dir einen unverbindlichen Termin zum Kennenlernen buchen: calendly.com/wirksam/30min

2 Kommentare

  1. Liebe Susanne,

    Eine Alternative zur Bitte im vierten Schritt kann auch eine offene Frage sein. Sie hat mindestens zwei Vorteile: Die Bitte kann nicht als Forderung bei „Forderungs-Allergikern“ (die gibt es!) missinterpretiert weden und eine vom Gegenüber selbst vorgeschlagene oder gemeinsam erarbeitete Lösung hat auch eine gute Chance umgesetzt zu werden. Das kann sogar eine Lösung sein, die keine Verhaltensänderung des Gegenübers notwendig macht und dennoch keinem weh tut.

    Beispiel für einen Zu-Spät-Kommer:
    „Hast Du eine Idee, wie wir (Angebot der Unterstützung) es hinbekommen, dass Du die nächsten drei Male rechtzeitig am Teammeeting teilnimmst?“

    Mögliche Lösungen können sein:
    – separaten Wecker stellen
    – realer oder virtueller „Freundlicher Meeting-Abholservice“
    – …
    – umstellen der Agenda: Der (in meinen Augen besonders bei Homeoffice und verteilten Teams notwendige) „Team-Smalltalk“ kommt an den Anfang der Agenda.

    Liebe Grüße
    Reinhard

    • Lieber Reinhard, danke dir für deinen tollen Kommentar mit den praktischen Tipps. Da hast du total Recht und ich nutze am Ende auch gern Fragen, da sie das Gespräch öffnen. Mir ging es hier nur erstmal darum, die Bitte an sich zu erläutern ;).

      Liebe Grüße
      Susanne

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner