Erfolgreiche Kommunikation – 5 Tipps: das Wesentliche

Zur erfolgreichen Kommunikation gehören ganz viele Aspekte. Welche sind für die gelungene Kommunikation nun besonders wichtig? Hier kommen meine persönlichen Tipps dazu.

Was in Gesprächen wirklich wichtig ist

In den letzten Jahren habe ich viel geschrieben zu den unterschiedlichen Aspekten der Kommunikation. Mein Hauptgebiet ist die gewaltfreie Kommunikation und dadurch habe ich einige Artikel diesem Thema gewidmet. Zu den einzelnen Schritten und, wo man sie einsetzen kann.

Auch habe ich bereits dafür sensibilisiert, dass Menschen unterschiedlich ticken. Wenn du an einer wertschätzenden und erfolgreichen Kommunikation interessiert bist, kannst du darauf Rücksicht nehmen in Gesprächen.

Über die Basics wie aktives Zuhören habe ich ebenfalls etwas verfasst (siehe Linkliste unten). Erfolgreiche Kommunikation bedeutet jedoch noch mehr.

Erfolgreiche Kommunikation Tipp 1: Verbinde Sach- und Beziehungsebene

Die Kommunikation besteht aus zwei Ebenen: aus der Sachebene und der Beziehungsebene.

Das basiert auf dem Eisbergmodell von Sigmund Freud, das er auf der Grundlage seiner allgemeinen Theorie der Persönlichkeit entwickelte. Das Eisbergmodell ist ein wesentlicher Bestandteil der Kommunikationstheorie zur zwischenmenschlichen Kommunikation.

Wahrscheinlich hast du davon auch schon in einigen Seminaren gehört.

Eisbergmodell

Es besagt, dass 80% der Kommunikation wie bei einem Eisberg „unter Wasser“ sind, also der Hauptteil der Kommunikation.

Nur 20% des Bewussten, des Eisbergs, sind sichtbar bzw. werden bewusst wahrgenommen, während der Rest unser Verhalten und unsere Kommunikation unbewusst beeinflussen.

Also 80% sind unbewusst (Beziehungsebene), 20% sind bewusst wahrnehmbar (Sachgehalt).

Beim Sachgehalt geht es um Informationen über Fakten, während die Beziehungsebene Gefühle und Stimmungen transportiert. Unsere Gefühle beeinflussen unsere Kommunikation stark.

Die Tatsache, dass diese zu 80% an unserer Kommunikation beteiligt sind, mag für manche erschreckend sein.

Doch oft fokussieren wir im Gespräch nur eine dieser Ebenen und vernachlässigen die andere. Also sind wir zum Beispiel sehr sachlich und nehmen keine Rücksicht auf die Gefühle der Beteiligten. Oder wir sind sehr emotional, vergessen dabei aber die Sachebene.

Idealerweise verbinden wir beides und machen so auch das Unbewusste bewusst.

Natürlich wirst du das je nach Situation und Beteiligte anwenden. Es gibt sicher auch Situationen, wo du bewusst eine dieser Ebenen weglässt. Das soll hier kein Allheilmittel darstellen ;).

Erfolgreiche Kommunikation Tipp 2: berücksichtige individuelle Gefühle und Stimmungen

Wie eben geschrieben, gehören die Sach- und Beziehungsebene in der Kommunikation zusammen.

Also kommt jeder Mensch mit bestimmten Erfahrungen und Gefühlen ins Gespräch, die es zu berücksichtigen gilt oder eben auch nicht.

Das können sowohl aktuelle Gefühle sein, die dein Mitarbeiter dir aufgrund eines Konflikts entgegenbringt als auch alte Kamellen, die sich aus vorherigen Anstellungen angesammelt haben.

Auch wissen wir nicht, wie groß der „emotionale Rucksack“ des anderen ist.

  • Hatte sie schon als Kind Probleme mit Autoritäten?
  • Wurde er im letzten Job gemobbt?
  • Ist gerade jemand in der Familie gestorben?
  • Hat sie gerade eine unangenehme Diagnose von ihrem Arzt erhalten?

Weitere Beispiele fallen dir bestimmt ein.

Reagiert also dein Gesprächspartner anders als erwartet und vielleicht auch stark emotional, muss das nicht unbedingt direkt etwas mit dem zu tun haben, was du gerade gesagt oder getan hast.

Also ist es wichtig, dass du dich im Vorfeld darauf einstellst, dass auf der Beziehungsebene viele Störungen entstehen können. Interesse an deinem Gegenüber macht es leichter, Rücksicht zu nehmen und Fragen zu stellen.

Erfolgreiche Kommunikation Tipp 3: stelle Fragen

Fragen zu stellen, finde ich besonders wichtig in einer gelungenen, wertschätzenden Kommunikation. Sie helfen dir in verschiedenen Situationen, Konflikte aufzulösen und das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Hier drei Szenarien dazu.

Fragen stellen statt bewerten

Nehmen wir uns Tipp2 vor: merke ich, dass mein Gesprächspartner anders reagiert als ich dachte, kann ich nachfragen. Er runzelt die Stirn, meidet nun den Blickkontakt oder ähnliches? Frag doch nach, was los ist.

Statt zu denken, der ist gelangweilt, genervt, hört mir nicht zu oder ähnliches kannst du also Fragen stellen, um mehr Klarheit zu bekommen.

Beispielsweise so: „Ich sehe, du runzelst die Stirn. Was möchtest du dazu noch wissen oder ergänzen?“

Oder auch „Wie geht es dir mit dem. was ich gerade gesagt habe?“

Was du konkret fragst, hängt natürlich auch davon ab, wie gut dein Verhältnis zu der anderen Person ist.

Fragen stellen zur Absicherung

Fragen kannst du stellen, wenn du sichergehen willst, dass das Gesagte so angekommen ist, wie du es beabsichtigt hast.

So fragst du nach, was beim anderen angekommen ist, was nach der Sicht der anderen Person nach geklärt werden sollte, ob alle Aspekte klar sind etc.

Das gilt aber auch für dich. Frage nach, ob du etwas richtig verstanden hast oder auch, wenn dir noch manche Aspekte zu wenig beleuchtet wurden. Schließlich wechseln die Rollen von Sender und Empfänger immer hin und her und Unklarheiten oder Unsicherheiten können auf beiden Seiten entstehen.

Denk hier auch wieder an die Unterschiede bei den Persönlichkeitstypen. Der eine ist überblicks-orientiert und gibt deswegen weniger Details preis und bleibt eher an der Oberfläche. Die andere ist detail-orientiert und erzählt deswegen mehr über die Einzelheiten, hat dafür aber nicht unbedingt den Gesamtüberblick.

Fragen stellen statt Angriff oder Flucht

Wenn du zum Beispiel einen Vorwurf vom anderen hörst, helfen Fragen auch.

Oft reagieren wir dann mit einem verbalen Gegenangriff mit Vorwürfen, Beleidigungen oder ähnlichem mit dem Tenor „Du bist auch nicht besser!“. Oder wir ziehen uns zurück, sagen gar nichts und bereuen es später, dass wir nicht souverän reagiert haben.

Probiere es doch beim nächsten Mal mit einer Frage, die dein Gegenüber dazu bringt, den Vorwurf mit einem Beispiel zu konkretisieren oder auch genauer zu sagen, was damit gemeint ist.

Erfolgreiche Kommunikation Tipp 4: sei so authentisch wie möglich

Im ersten Tipp ging es um die Sach- und die Beziehungsebene der Kommunikation. Ich schrieb, dass du optimalerweise beide Ebenen im Gespräch verbindest. Doch natürlich gibt es auch Situationen, in denen das für dich nicht passt, da du sonst nicht authentisch wärst.

Umgang mit Gefühlen

Es gibt Menschen, die gern über Gefühle sprechen und diese beim anderen gut erkennen. Für sie ist es normal, dass also mit ins Gespräch zu packen.

Im Gegenteil dazu gibt es auch Menschen, die nicht gern über Gefühle reden und auch der Meinung sind, sie gehören nicht an den Arbeitsplatz.

Für letztere wäre es also nicht unbedingt authentisch, über Gefühle zu reden und andere danach zu fragen. Das heißt natürlich nicht, dass man das nicht auch lernen oder sich anpassen kann.

Schau also auch darauf, wie du dich fühlst und achte nicht nur auf Kommunikationstipps, wenn sie nicht zu dir passen. Denn wenn du versuchst, anzuwenden, was du gelernt hast, es aber nicht dir oder deiner Stimmung entspricht, wirkt es meistens auch nicht.

Fehlende Authentizität wird durchschaut

Verstellst du dich, wirkst du weniger. Das liegt daran, dass wir Menschen einen Radar dafür haben, wenn etwas nicht zusammenpasst wie zum Beispiel das Gesagte und deine Körpersprache.

Die meisten Menschen haben ein Gespür dafür, zu merken, dass da was nicht stimmt. Auch wenn nicht jeder sagen kann, woran das genau liegt.

Konsequenzen abschätzen

Natürlich kannst du auch, wenn das authentischer ist, herumschreien und deine Wut ungefiltert rauslassen, anstatt wertschätzend zu reden. Allerdings solltest du dir bewusst sein, was für Konsequenzen das haben kann, je nachdem, wer da vor dir steht.

Klar können wir auch mal unsere Wut schlucken und höflich sein. Das ist in dem Moment zwar nicht ehrlich, hat aber nicht die Folgen, wie wenn du das ständig machst.

Auf Dauer nicht ehrlich zu sich und anderen zu sein, kann der Beziehung und auch dir selbst schaden. Besonders, wenn du deine Gefühle nicht zulässt und unterdrückst, kann dies auch Auswirkungen auf deine Gesundheit haben.

Ich finde, es ist wichtig, so authentisch wie möglich zu sein, denn nur so kommst du auch bei dem anderen an. Das erleichtert eine erfolgreiche Kommunikation immens.

Erfolgreiche Kommunikation Tipp 5: gib Freiräume

Fragen zu stellen, heißt nicht, dass wir immer eine Antwort bekommen.

Über Gefühle reden zu wollen oder über bestimmte sachliche Aspekte einer Situation, setzt voraus, dass dein Gesprächspartner oder deine Gesprächspartnerin das auch möchte.

Vielleicht entzieht sich mal einer deiner Kollegen oder Mitarbeiter dem Gespräch und du fragst dich, was das soll?

Du meinst es doch nur nett und willst sagen, was dir auf der Seele brennt? Oder du willst wirklich wissen, was zu dem Verhalten dieser Person geführt hat?

Es kann jedoch durchaus sein, dass dein Gegenüber generell mit dir reden mag, aber vielleicht nicht gerade jetzt.

Vielleicht, weil etwas passiert ist oder auch der Tag nicht gelaufen ist, wie geplant. Er verhält sich eben authentisch, weil er nichts vorspielen will.

In diesem Moment empfehle ich, dem anderen erstmal Raum zu geben. Erfolgreiche Kommunikation macht es eben auch aus, Rücksicht zu nehmen.

Sei es direkt im Gespräch, weil jemand gerade eine Frage nicht beantworten möchte oder auch, weil es gerade nicht der richtige Zeitpunkt für den Austausch ist.

Klar, gibt es auch Fälle, die nicht warten können. Doch in den meisten Angelegenheiten, macht es mehr Sinn, Spielraum zu lassen. Hat dein Gegenüber die Gelegenheit, sich etwas zu sortieren, macht es die Kommunikation leichter.

Natürlich kannst du auch deiner*m Gesprächspartner*in mit der gewaltfreien Kommunikation helfen, die eigenen Gefühle zu sortieren. Doch auch dazu muss die andere Person erstmal bereit sein.

Das heißt, eine gewisse Kooperationsbereitschaft ist Voraussetzung. Fehlt diese, lass es wie bereits erwähnt ruhig erstmal. Sprich die Person später nochmal an.

Freiraum für dich

Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen, zuzugeben, dass…

…dir beispielsweise nicht nach einem Gespräch zumute ist

…du gerade zu sauer dazu bist

…du etwas Bedenkzeit zum Überlegen brauchst

Das gestehst du deinem Gegenüber ja ebenfalls zu. Erfolgreiche Kommunikation bedeutet eben auch, an sich und an den anderen zu denken und dass für beide die gleichen Regeln gelten.

Eigene Erfahrung in meinem Seminar

Auch in meinen Seminaren werde ich immer wieder überrascht. Nicht nur, weil da Streitereien auftauchen, die ich glücklicherweise durch die gewaltfreie Kommunikation auflösen kann.

Sondern auch, weil ich manchmal durch bestimmte Begrifflichkeiten oder auch Beispiele in den Menschen Erinnerungen auslöse, die die Mitarbeit dann erschweren.

So hatte ich das neulich auch und glücklicherweise habe ich die Person in Ruhe gelassen, die sich an der Übung nicht beteiligte und Abstand suchte.

Später kam heraus, dass es eben nicht um Faulheit ging oder dass sich die Teilnehmerin drücken wollte.

Nein, eine sehr persönliche und berührende Geschichte hatte sie emotional so beschäftigt, dass es ihr nicht möglich war, sich zu konzentrieren.

Letztlich war ich sehr dankbar für ihre anschließende Ehrlichkeit und das gezeigte Vertrauen, dass sie nicht nur mir, sondern auch dem Rest der Gruppe entgegenbrachte.

Das erreichst du nicht, wenn du nur Kommunikationstechniken anwendest.  Wenn du offen bleibst und dir die Menschen in deinem Umfeld wirklich etwas bedeuten, merken diese das auch. Sie öffnen sich selbst ebenfalls.

Fazit

Das Thema Kommunikation ist sehr komplex. Auf viele Basics wie aktives Zuhören bin ich hier nicht eingegangen, da ich diesen Themen einzelne Blogartikel gewidmet habe.

Auch habe ich nichts zu dem Thema Körpersprache gesagt, obwohl die natürlich auch eine große Rolle spielt.

Kommunikationstechniken allein reichen also nicht aus, um dem anderen gerecht zu werden. Es gehört ebenfalls dazu, dass du dich auf die Menschen einstellen und auch spontan auf dein Gegenüber reagieren kannst.

Das ist nicht nur wichtig, wenn du als Führungskraft unterwegs bist, sondern generell in der Kommunikation.

Schließlich sind es nicht nur die Bewerbungs- oder Mitarbeitergespräche, in denen du mit anderen sprichst. Du tust es ständig auch zwischendurch und ungeplant.

Die wesentlichen Aspekte der erfolgreichen Kommunikation sieht vielleicht auch jeder anders.

Hier hast du eine Zusammenstellung der Faktoren aus meiner eigenen Sicht als Kommunikationstrainerin. Ich bin gespannt, welche Punkte du für besonders wichtig fürs erfolgreiche Kommunizieren hältst.

Alles Liebe

deine Susanne

Mehr zum Thema Kommunikation:

Umgang mit schwierigen Mitarbeitern: Tipps und Tricks für konstruktive Gespräche

Mehr Wertschätzung zeigen- 7 Tipps für dich

Kritik wertschätzend äußern

Persönlichkeitstypen

aktives Zuhören

Buch der emotionale Rucksack

Seminare gewaltfreie Kommunikation

Buch Superkräfte für Führungskräfte gewaltfreie Kommunikation im Beruf

Hier kannst du dir den Blogartikel auch anhören

Susanne Lorenz
Susanne Lorenz

Ich habe mich als Kommunikationstrainerin, Buchautorin und Business Coach auf Führungskräfte spezialisiert, nachdem ich im Anschluss an mein Germanistikstudium selbst mehrere Jahre als Managerin Erfahrungen gesammelt habe. Gewaltfreie Kommunikation ist meine Leidenschaft. Meine Vision ist, dass Menschen am Arbeitsplatz mehr miteinander statt übereinander reden und konstruktiv ansprechen, was sie stört.

Mit meinen Coachings und Trainings erhöhe ich die Transparenz und Wertschätzung in Unternehmen. Mein Blog www.wirksam-kommunizieren.de dreht sich um erfolgreiche Kommunikation im Berufsalltag.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner