Man kann Menschen nicht verstehen, aber prima mit ihnen umgehen lernen

WABs- Menschen besser verstehen lernen

Vielleicht hast Du das ja auch schon mal erlebt: Du arbeitest mit einem Menschen, den Du eigentlich magst und schätzt an einem gemeinsamen Ziel, das Ihr beide sinnvoll findet und Ihr fangt an, Euch komplett zu verhaken. Auf einmal ist fast ein Streit in der Luft und Ihr beide fragt Euch, was ist denn hier auf einmal los? Was passiert hier mit uns? Das darf doch eigentlich nicht wahr sein.

Diese Beschreibung enthält starke Hinweise darauf, dass es sich hier um einen WAB-Konflikt handelt.

Was ist denn das jetzt schon wieder? Das erkläre ich Dir in diesem Blogartikel. Das Ziel dabei ist es, Menschen besser verstehen zu können.

WABs – ausgeschrieben: Wahrnehmungs- und Aktivitätsbevorzugungen

WABs sind Wahrnehmungs- und Aktivitätsbevorzugungen. Dabei handelt es sich um Aspekte unserer Persönlichkeit. Man könnte sie auch als Wahrnehmungsfilter oder Voreinstellung bezeichnen.

Bei den WABs geht es nur um das „wie“. Wie wir die Welt wahrnehmen und uns in ihr bewegen. Das macht die Persönlichkeit und auch die Einzigartigkeit des einzelnen unter anderem aus. Setzen wir uns damit auseinander, wird es leichter, andere Menschen besser zu verstehen.

Die WABs fragen nicht nach dem Was und dem Warum. Das macht sie in der Anwendung so einfach und wertvoll. Was hinter diesem Verhalten steckt, ist häufig eine schwer zu beantwortende Frage. Vor allem wenn es schnell gehen soll, führt die häufig nicht zur Lösung. Das Wissen um die WABs ist jedoch verblüffend einfach und effektiv.

Zu den jeweiligen WABs gehören ebenfalls bestimmte Sprachmuster, an denen man sie erkennen kann und die man auch erlernen kann.

Es kann also durchaus sein, dass Störungen entstehen, weil in einer bestimmten Gesprächssituation das WAB des anderen nicht zu unserem WAB passt.

Wie kam ich zu den WABs und wo kommen die her?

Ich bin ja ein Fan davon, mich ständig weiterzubilden, da es so viel zu entdecken gibt. Besonders im Umgang mit Menschen ist es wichtig, diese nicht alle gleich zu behandeln. Also ist es notwendig, zu erkennen, wie der einzelne tickt und was man tun kann, um das Gespräch leichter zu machen.

Dazu nutze ich unter anderem das DISG-Modell, über das ich schon berichtet habe (siehe Linkliste unten). Nun möchte ich Dir einen Einblick geben in etwas, was ich am Wochenende in der Weiterbildung zum Thema WABs bei Nick Martin Willer gelernt habe und was sehr spannend ist.

Wahrnehmungs- und Aktivitätsbevorzugungen- was verbirgt sich nun dahinter?

Nick Martin Willer von ACT (Advanced coaching and training) hat sich das Modell der Metaprogramme aus dem NLP (neurolinguistisches Programmieren) genommen und dies optimiert und weiterentwickelt, so dass es sehr praxisorientiert, allgemeinverständlich und klar definiert ist.

WABs brauchen einen spezifischen Kontext

Ganz wichtig zu Anfang ist, dass es sich hier um keine Schubladen handelt. Es handelt sich um Bevorzugungen, die auf einen ganz bestimmten Kontext abzielen. Die Differenzierung ist weitaus komplexer und situativer als es bei anderen Modellen zur Persönlichkeit der Fall ist.

Dein Gegenüber bekommt durch die WABs kein Label aufgedrückt, dass dann für immer und ewig aussagekräftig ist. Vielmehr achtest Du in Deinem jeweiligen Kontext darauf, welche Bevorzugung der andere zeigt.

Das Schöne an dem WAB-Modell ist, dass es allgemeinverständlich ist. Das heißt, Du kannst Dich mit Deinem Gegenüber austauschen, welches WAB Du gerade bei ihm wahrnimmst und Ihr könnt das dann zusammen überprüfen. Das fängt dann auch schnell an Spaß zu machen.

Jedenfalls hilft es Dir, Dich im Gespräch auf den anderen und seine Bedürfnisse einzustellen. Was motiviert Deinen Gesprächspartner und wo entstehen Spannungen, weil Eure WABs zu unterschiedlich sind?

Überblick WABs

Es gibt insgesamt 12 verschiedene WABs.

1. Hauptbevorzugung

2. Lern-/Überzeugungskanal

3. Lern-/Überzeugungsmodus

4. Reaktionsmodus

5. Entscheidungs-/ Beurteilungskompetenz

6. Informationsgröße

7. Vorgehensweise

8. Motivationsrichtung

9. Ergebniszufriedenheit

10. Sortiermodus

11. Bevorzugte Veränderungsgeschwindigkeit

12. Bevorzugte Arbeitsphase

Auf die für die Kommunikation interessantesten werde ich in den nächsten Artikeln immer wieder eingehen.

WAB Hauptbevorzugung Mensch vs Sache

Die erste Unterscheidung bei den Bevorzugungen der Menschen heißt: Mensch oder Sache.

Die Bevorzugung Mensch hat die Unterpunkte Beziehung und Gefühl.

Bei der Ausprägung Sache gibt es noch die Unterscheidung, ob derjenige eher auf Tätigkeiten oder auf den Ergebnissen fokussiert ist.

So kann es im Gespräch zu Spannungen oder Konflikten kommen, weil der eine mehr auf Beziehung aus ist und deswegen persönlichere Dinge erzählt oder erfragt. Hingegen fühlt sich der Beziehungsorientierte leicht auf den Schlips getreten, wenn man ihn nicht mal fragt, wie es ihm geht oder sich seinen Namen nicht merkt oder falsch ausspricht.

Wie oben erwähnt, heißt es nicht, dass der Mensch dann immer und überall diese Ausprägung hat. Es kann sein, dass Dein Gegenüber in Vorstellungsgesprächen anders tickt als in Mitarbeitergesprächen oder auch bei bestimmten Inhalten eine andere Ausprägung aufzeigt.

So bin ich beispielsweise in meinen eigenen Seminaren am Anfang auf die Menschen und die Beziehung fokussiert. Als Teilnehmer in Weiterbildungen von anderen ist mein Fokus eher auf der Sache und den Ergebnissen.

Reaktionsmodus

Auch bei der Art zu reagieren gibt es Unterschiede. Damit ist jetzt nicht gemeint, ob jemand „ja“, „nein“ oder „vielleicht“ sagt.

Es geht mehr um die Geschwindigkeit in der jemand bereit ist, aktiv zu werden in Bezug auf eine bestimmte Aktivität. Bei dem WAB Reaktionsmodus gibt es die Unterscheidung

initiativ,

abwartend,

reflektierend und

überzeugt inaktiv.

Mit diesem Wissen kannst du andere Menschen besser verstehen.

1. initiativer Reaktionsmodus

Beim initiativen Reaktionsmodus kommt die Reaktion direkt, das sind also Menschen, die schnell reagieren und nicht sehr lange warten oder reflektieren. Hier werden nicht viele Fragen gestellt, Action ist schnell gewünscht.

2. reflektierter Reaktionsmodus

Der reflektierte Reaktionsmodus bedeutet, dass die Person nicht gleich reagiert. Er braucht noch zusätzliche Informationen, damit er sich entscheiden kann. Erst wenn er diese bekommt, wird er in dem Kontext aktiv. Oder entscheidet sich nicht im gewünschten Sinne aktiv zu werden.

3. abwartender Reaktionsmodus

Der Mensch mit dem abwartenden Reaktionsmodus braucht etwas mehr Zeit. Es hilft ihm nicht, seine Entscheidung zu treffen, wenn er mehr Informationen bekommt wie der Reflektierende. Das Thema muss sacken und nach einer Weile wird dann entschieden und reagiert.

4. überzeugt inaktiver Reaktionsmodus

Für den überzeugt Inaktiven ist die Aktivität schlicht nicht attraktiv genug, sie lohnt sich nicht.

Wenn ich selbst reflektiere, merke ich, dass ich oft initiativ bin bei Entscheidungen.

Bei Kaufentscheidungen, die mein momentanes Budget überschreiten bin ich reflektiert. Entschieden inaktiv war ich neulich, als man mir Wertpapiere verkaufen wollte ;).

WAB Vorgehensweise

Bei dem WAB Vorgehensweise gibt es die Ausprägungen prozedural und optional, anschaulicher auch als Planverfolger und Ausprobierer bezeichnet.

Wie bei allen anderen WABs gilt auch hier, dass die Ausprägungen in unterschiedlichen Kontexten unterschiedlich sein kann.

Prozedural bedeutet, dass man immer nach einem bestimmten Ablauf Dinge tut. Das kann eine Struktur in einem Rekruitinggespräch sein oder auch, wie man seinen Urlaub plant.

Wenn Du eine feste Abfolge eher als ein einengendes Korsett empfindest und lieber spontan und flexibel vorgehst, handelt es sich um das optionale WAB.

Ein persönliches Beispiel:

Bei der Vorbereitung meiner Seminare bin ich prozedural, da plane ich detailliert und habe ein bestimmtes Vorgehen. In der Durchsetzung der Seminare halte ich mich nicht immer an den Plan, sondern agiere spontan, je nachdem, wie die Gruppe es braucht, um die entsprechenden Ergebnisse zu erzielen.

Mehr dazu erfährst Du in den folgenden Artikeln.

Alles Liebe

deine Susanne

Lust auf mehr?

Nick Martin Willer

DISG-Modell

Umgang mit anderen Meinungen

Zufriedenheit am Arbeitsplatz steigern

Konflikte auflösen

Kurs andere besser verstehen

Buch Superkräfte für Führungskräfte – gewaltfreie Kommunikation im Beruf

Susanne Lorenz
Susanne Lorenz

Ich habe mich als Kommunikationstrainerin, Buchautorin und Business Coach auf Führungskräfte spezialisiert, nachdem ich im Anschluss an mein Germanistikstudium selbst mehrere Jahre als Managerin Erfahrungen gesammelt habe. Gewaltfreie Kommunikation ist meine Leidenschaft. Meine Vision ist, dass Menschen am Arbeitsplatz mehr miteinander statt übereinander reden und konstruktiv ansprechen, was sie stört.

Mit meinen Coachings und Trainings erhöhe ich die Transparenz und Wertschätzung in Unternehmen. Mein Blog www.wirksam-kommunizieren.de dreht sich um erfolgreiche Kommunikation im Berufsalltag.

4 Kommentare

    • Stimmt, ich verstehe auch nicht warum Menschen nur mit den Hörende besser verstehen wollen als mit den Gehörlosen und keine Interesse haben mit der Gebärdensprache .. Obwohl im Gesetz steht dass seit 2002 in die Gebärdensprache anerkannt wurde.
      Was meinen sie dazu ??
      Das mit der Gebärdensprache kann man besser kommunizieren

      • Liebe Regine,

        danke dir für deinen Kommentar. Mit dem Thema hatte ich tatsächlich bis jetzt noch keine Berührungspunkte. Ich denke mir, dass die Menschen das nur lernen, wenn sie jemanden in ihrem Umfeld haben, für den sie das brauchen.

        Viele Grüße
        Susanne

  1. Liebe Regine,

    danke dir für deinen Kommentar. Mit dem Thema hatte ich tatsächlich bis jetzt noch keine Berührungspunkte. Ich denke mir, dass die Menschen das nur lernen, wenn sie jemanden in ihrem Umfeld haben, für den sie das brauchen.

    Viele Grüße
    Susanne

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner