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Gewaltfreie Kommunikation Definition von Wolfs- und Giraffensprache
Hast du schon mal was von Wolfs- und Giraffensprache gehört? Denkst du dabei, dass das sicherlich etwas mit Kommunikation im Kindergarten zu tun hat?
Wie unsere Sprache die Qualität der Kommunikation beeinflusst
In der gewaltfreien Kommunikation gibt es viele Begriffe, von denen ich hier mal einige erklären möchte.
Sind Menschen unter sich, die diese Kommunikationsform kennen, sprechen sie unter anderem von Wölfen und Giraffen, von Wolfs- und Giraffensprache. Deswegen kläre ich hier mal auf, wie in der gewaltfreien Kommunikation die Wolfs- und Giraffensprache definiert ist.
Letztlich geht es nicht darum, die Tiere gut oder schlecht dastehen zu lassen, sie werden lediglich als Sinnbilder benutzt, um das, was, dahintersteckt zu visualisieren.
Hier kannst du dir den Beitrag auch anhören
Warum Wolf und Giraffe?
Marshall Rosenberg, der die GFK entwickelt hat, verband mit diesen beiden Tieren die gewaltvolle und gewaltfreie Sprache. Dazu ist es noch wichtig zu wissen, dass es im Original nicht um den Wolf, sondern um den Schakal ging. Da wir im Deutschen keine Schakale haben, nutzen wir in der deutschen Sprache den Wolf.
Das heißt, der Wolf mit seinen spitzen Zähnen ist ein Sinnbild für denjenigen, der mit seiner Sprache zubeißt und den anderen damit verletzt. Er ist nicht auf Augenhöhe und erzeugt durch seine Sprache im anderen eher Abwehr oder Rückzug.
Die Giraffe hingegen hat mit ihrem langen Hals einen wunderbaren Überblick über die Situation und kann von oben alles überblicken. Dadurch hat sie mehr Abstand und das ist wichtig für den ersten Schritt in der gewaltfreien Kommunikation, den Schritt der Beobachtung.
Zusätzlich hat sie ein großes, leistungsstarkes Herz. Darum geht es ja in der gewaltfreien Kommunikation (GFK): das Herz einsetzen, empathisch sein und versuchen, miteinander in Verbindung zu kommen. Deswegen sprechen wir im zweiten und dritten Schritt der vier Schritte der gewaltfreien Kommunikation über Gefühle und Bedürfnisse.
So versuchen wir in Kontakt mit uns selbst und ggf. mit unserem Gegenüber zu kommen. Wir versuchen uns gegenseitig besser zu verstehen und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen anstatt dem anderen unsere Lösung aufzudrängen.
Zusätzlich kann die Giraffe mit ihrem Speichel die Dornen auflösen, um sie besser essen zu können. So kann man auch den Vergleich bringen, dass die Giraffensprache es schafft, durch ihre wertschätzende Art Konflikte anzusprechen und gemeinsam aufzulösen.
Gewaltfreie Kommunikation Definition Wolfssprache
Was wird in der gewaltfreien Kommunikation definiert als Wolfssprache? Da gibt es einiges! Letztlich geht es darum, nicht auf Augenhöhe zu sein und den anderen nicht als ebenbürtig anzusehen.
- Etikettierungen (Du bist so!)
- Schuldzuweisungen
- Drohungen und Belohnungen (!)
- Psychologisierungen
- Themenklau („Das kenne ich auch, bei mir ist es noch viel schlimmer…!“).
Um nur einiges zu nennen.
Hast du schon einmal darüber nachgedacht, was es mit deinem Gesprächspartner macht, wenn du über Belohnung oder Bestrafung versuchst, ihn zu etwas zu bringen, was er selbst eigentlich nicht will?
Ist es nicht schöner, wenn er dir aus eigenen Stücken hilft? Weil er es gern macht und verstanden hat, warum es dir wichtig ist?
Wolfssprache nach innen und nach außen
Wir können allerdings auch nach außen offen und wertschätzend sein, dafür aber uns selbst gegenüber „wölfisch“ sein, da wir uns selbst immer wieder Vorwürfe machen und uns selbst ständig bewerten.
Die Person, gegen die sich die gewaltvolle Sprache in dem Moment richtet, wird von der Person, die diese einsetzt als nicht in Ordnung angesehen. Also sind wir gewaltvoll anderen gegenüber, da wir uns gerade besser fühlen als der andere.
Oder wir fühlen uns selbst gerade nicht in Ordnung und machen uns deswegen mit der „wölfischen“ Sprache fertig. Wir richten den Wolf nach innen, suchen die Schuld bei uns und machen uns selbst nieder. Das schwächt unser Selbstbewusstsein, macht uns anfälliger für Kritik von außen. Im schlimmsten Fall macht uns das krank.
Deswegen ist Selbstfürsorge und ein guter Umgang mit unserem inneren Kritiker so wichtig!
Gewaltfreie Kommunikation Definition Giraffensprache
Die gewaltfreie Kommunikation wird auch als Giraffensprache bezeichnet.
Die Giraffe sieht Fehler als Chancen, die uns begleiten auf dem Weg der Entwicklung. Sie hat generell eine positivere Weltsicht. In der Haltung der „Giraffe“ glauben wir an die Menschen und ihre gute Absicht. Wir unterscheiden nicht zwischen „richtig“ und „falsch“.
Aus dieser Haltung heraus, ergibt sich die Sprache und auch die Struktur der vier Schritte.
Die vier Schritte der gewaltfreien Kommunikation nutzen wir für uns und den anderen vor einem Gespräch. Gegebenenfalls wenden wir sie auch im Gespräch an. Das ist aber kein Muss, sondern eher eine Anregung. (Zu den einzelnen Schritten habe ich auch jeweils Artikel geschrieben: Beobachtung, Gefühle, Bedürfnisse, Bitte.)
Normalerweise entsteht aus der Haltung heraus eine andere Art miteinander umzugehen, ohne, dass du jetzt dafür „Vokabeln“ lernen musst.
Nutzen wir die vier Schritte und geben uns selbst Empathie, verstehen wir uns selbst und unseren Konflikt besser. Versetzen wir uns im Vorfeld mit den vier Schritten in unseren Konfliktpartner, üben wir uns in Fremdempathie. Ein konstruktives Gespräch wird durch diesen Perspektivwechsel so leichter.
Solange du allerdings noch in dem „Wolfmodus“ bist, wirst du keine Lust haben, dich in den anderen zu versetzen oder gar nachzufragen, was hinter dem Verhalten des anderen steckt.
Deswegen brauchst du die offene, vertrauensvolle Haltung der „Giraffe“, damit du dich überhaupt darauf einlässt.
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Gegenüberstellung gewaltvolle und gewaltfreie Einstellung und Sprache
Lass uns mal anschauen, wie die Sprache auch deinen Umgang mit deinem Team prägt.
Bist du gerade gewaltvoll unterwegs, machst du zum Beispiel folgendes:
- Du bewertest deine Mitarbeiter und dich selbst ständig.
- Du pauschalisierst und übertreibst (alle, keiner, nie, jeder…).
- Du beharrst auf deiner Meinung und lässt keine andere zu. Du hast also immer Recht.
- Du schiebst den anderen die Schuld in die Schuhe.
- Du drohst, zum Beispiel mit Überstunden.
Die Konsequenzen durch die gewaltvolle Kommunikation könnten dadurch wie folgt aussehen:
- Deine Kommunikation wirkt aggressiv.
- Deine Mitmenschen wenden sich ab.
- Die Stimmung im Team leidet.
- Mitarbeiter werden krank oder kündigen.
Bist du deinen Mitarbeiterinnern und Mitarbeitern gegenüber eher offen und vertrauensvoll eingestellt, sieht das wahrscheinlich eher so aus:
- Du beschreibst, was du erlebt hast.
- Du bist konkret und beziehst dich auf Beispiele.
- Du bist offen für einen Austausch und andere Meinungen.
- Kooperation ist dir wichtiger als Recht zu haben.
- Du übernimmst Eigenverantwortung.
- Anstatt zu drohen, fragst du nach, was gebraucht wird.
Der Effekt der gewaltfreien Sprache sieht dann oft so aus:
- Deine Kommunikation wirkt kooperativ.
- Deine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kommen gern auf dich zu.
- Die Stimmung im Team verbessert sich.
- Deine Mitarbeitenden entwickeln sich weiter.
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Mindestens zwei Möglichkeiten
Du hast also immer mindestens zwei Möglichkeiten, wie du in bestimmten Situationen auf dich und andere reagierst. Das kann auch durchaus variieren, je nachdem, wie es dir geht, um was es geht und um wen es geht.
Erste Variante: gewaltvoll
Du kannst sehen, dass jemand etwas nicht so gemacht hat, wie du es dir vorgestellt hast und gehst hin und machst Vorwürfe.
Du hast den Mitarbeiter vielleicht eh schon auf dem Kieker, du kannst ihn nicht leiden oder du bist momentan sehr gestresst. Es kann auch sein, dass du generell wenig Vertrauen in andere Menschen hast und denkst, sie wollen dir eh nur etwas Böses. All das kann dazu führen, dass du eher gewaltvoll bist. Das kann also aus einer generellen Einstellung heraus passieren oder auch in einer ganz bestimmten Situation. Allerdings bin ich der Meinung, dass keiner immer nur gewaltvoll ist.
Zweite Variante: gewaltfrei
Du kannst sehen, dass jemand etwas nicht so gemacht hat, wie du es dir vorgestellt hast und ihn daraufhin ansprechen und nachfragen, wie es dazu kam. Das wäre offen und vertrauensvoll, also gewaltfrei.
Deine Sprache wird also eher der Giraffensprache entsprechen und du wirst eher auf Augenhöhe kommunizieren. Du bist an dem Tag gut drauf, magst die Person oder kannst zumindest sehen, dass sie Stärken und Schwächen hat. Oder du hast generell ein freundliches Menschenbild und vertraust darauf, dass Menschen ihr Bestes geben.
Natürlich ist das jetzt zur Vereinfachung in diese Unterschiede eingeteilt. Es kann sich durchaus auch im Gespräch vermischen, je nachdem, wie sich der gemeinsame Austausch gestaltet. Auch kannst du erst mit Vorwürfen und Co in deinem Kopf jonglieren und dann gewaltfrei ins Gespräch gehen ohne Wolfssprache.
Fazit gewaltfreie Kommunikation Definition Wolfs- und Giraffensprache
Ich hoffe es ist verständlich geworden, dass es hier nicht um einzelne Begriffe geht, sondern um eine Einstellung, die dazu führt, dass wir auf eine bestimmte Art handeln.
Die Wolfsprache und die Giraffensprache gehören auch definitiv zusammen! Ganz wichtig ist mir dabei, dass es nicht darum geht, immer in der Sprache der GFK zu kommunizieren. Denn auch der Wolf hat seine Funktion und seine Berechtigung. Er symbolisiert zwar das verbale Zubeißen, aber er hat auch eine Schutzfunktion (für uns selbst).
Nicht immer sind wir emotional in der Lage, uns mit unseren Gefühlen und Bedürfnissen auseinander zu setzen. Vielleicht brauchen wir in dem Moment eher den Abstand und wollen nicht in der „Giraffensprache“ mit uns/den anderen kommunizieren.
Es kann also durchaus auch sein, dass du zwischendurch das Bedürfnis hast, mal wölfisch zu heulen.
Gut ist, wenn du die Wahl hast zwischen den beiden Arten der Kommunikation und gegebenenfalls hinterher klarstellen kannst, was in dir vorging. Wenn du das denn möchtest…
Denke also bitte nicht, dass ich als Kommunikationstrainerin immer nur wertschätzend bin, nie bewerte oder immer für jeden ein offenes Ohr habe. Das ist total unrealistisch. Doch du kannst Stückchen für Stückchen dein Bewusstsein schärfen.
Du könntest zum Beispiel in den nächsten Tagen mal darauf achten, wie oft du Vorwürfe machst. Dann könntest du kurz innehalten und dich fragen, was du an Stelle des Vorwurfs für Fragen oder Bitten stellen könntest ;). Probiere es einfach mal aus!
Alles Liebe
deine Susanne
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